61
Freund, und unfer recht zu Leiden gemachter Herr VBigitil,
find, da ich nach der erften Betäubung wieder zu denken anz
fing, unter der Frage, ach wie wird diefem zu Mukhe fein!
mein erfter Gedanke gewefen. — Der Fall ift fchredklich — —
der zweite Speer in die Seite Sefuw geftoßen — — die fürch»
terlichen Mühlfteine verwirft — — zweimal todt — — wer
hat noch rege Liebe Chrifti im Herzen und blutet nicht?
Vortrefflich fchön, liebfter Bruder! daß Sie wünfchen, dies
fen Fall heilfam anzuwenden. Auch in dem Meiche der Gnade
giebt e8 Arzneien, welche von Verftorbenen bereitet werden.
Helfen Sie förderfamft beten, daß dem Gefallenen, um der
Thränen Sefu willen, Kraft zu heißen Bußthränen gegeben
werde. Sehnen Sie fich mit hinaus aus diefer Wüfte, wo
ein Pilger nach dem andern von dem Verderben ereilet wird,
ach wo fo viele, blutend an den Wunden des Sewiffens, um
uns da liegen. Sehen Sie mit mir täglich mehr ein, wie das
menfchliche Verderben fo unerforfchlich als der Wbgrund der
göttlichen Barmbherzigfeit ift. Laffen Sie den weit um fich greiz
fenden Gedanken auch laut, laut, ohne Unterlaß in Ihrem
Herzen fchallen: wohl dem Menfdhern, in deß SBeifte
fein Falfcgh if.
€ bleibe unfer eherner Borfab: die NRüftung des Seiftes
nicht eher abzulegen, als bis wir den Todtenkittel angezogen
haben; nie zu fhlummern, als bis wir ruhen in unfern Kam:
mern, nie zu fagen, e& hat Feine Gefahr, als bis die unver=
welflichen Palmen in unfern Händen find. Nur fo werden
wir gewinnen und den Sieg behalten.
Unter vielfältigem Dank folgen die beiden Traktätchen zU=
rüc. Die ErÄärung über die Sefchichte von dem verlornen
Sohne hat Herrn Hofr. B. in Schleiz zum VBerfaffer und {ff
feine befte Schrift. Möchte er doch die beiliegende Predigt le-
fen, vielleicht ließe er fichs gereuen, daß er unfere evangelifche
Kirche in einem feiner Bücher die Brandftätte des ehemaligen
Bions geheißen hat. Das ift fie, Sott Lob, nicht, wenn e$
aleich der Mutter von einer gewiffen Art ihrer Söhne nachge=