„Da Fönnt ihr wieder fehen, “ fagt zu foldem Allen die
Melt, „daß diefe fogenannten Frommen entweder folche find,
welche Andere durch ihren frommen Schein betrügen, oder felbft
Betrogene find, welche ein falfches Feuer ihrer Sefühle, ein
Dampfgebilde ihrer Phantafie für etwas Söttlidhes halten und
fich dadurch in die größte Gefahr, felbft Der Verrhcktheit und
des Wahnfinnes ftürzen. “
SXa, wir wiffen wohl, welche Sefahren diefer einfame
Weg habe. Denn wir haben nicht (allein) mit Steifch und
Blut zu Fämpfenz fondern mit Fürften und Sewaltigen, nam
lich mit den Herren der Welt, die in der Finfternip diefer Welt
herrfchen, mit den böfen Seiftern unter dem Himmel.
Aber wir wiffen au, Sott Lob! weshalb und wornach
wir diefen Weg, der allerdings feine Gefahren hat, und höhere,
al8 die Welt weiß, laufen, und um was wir ringen. Steigt
ja auch der Bergmann, der nach Föftlihen Schäßen gräbt,
ruhig und freudig hinein in die Tiefe, und weiß doch, daß da
fchon zuweilen Einer im Hinunterftürzen fih zerfhmettert hat;
und der Verlenfilcher, der nach der Föftlihen Perle Hinunter=
taucht in die Viefe des Meeres, achtet es’ nicht groß, daß da
unten der Haififch mit aufgefperrtem Rachen und der Adlerroche,
der mit feinen Flügelfloffen wie eine dunkle Wolke über ihn das
herfährt, auf ihn XLauern, fondern er weiß, wornadh er
hinuntertaucht.
Solche aber, wie er war, Ddeffen ftilles Leben wir hier
betrachten, gleichen mehr einem Beroohner des hohen Alpenge=
birges, das über die Cbhene, nahe am Ufer des Meeres, hinz
aufragts einem Alpenmanne, der da oben in der Höhe heilz
fame Kräuter fammelt für feine Franken Brüder, und der alle
die Edelfteine und das Sold, das da drinnen in den Klüften
des Berges wächft, gar wohl Fennt und fein eigen nennt.
€ ift wohl wahr: der Betrunkene mit feinem taumelnden
Schritte, und der Halbfchlafende, der mit verfchloffenen Uugen
gehen wollte, oder der Leichtfinnige, der hier auf unferer Höhe
immer nur Hüpfen und tanzen will, der IAuft große Sefahr
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