Volltext: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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liche Umgang mit feinem Nehberger eine ganz befondere 
Stärkung und Erquikung. 
Aber Du gehft befondere und verborgene Wege mit uns, 
Du ewige Liebe! Wir follen merken, daß nicht diefer oder 
jener Menfch e8 fei, aus dem die Sottesfraft, die uns erquicket, 
hervorfirömt, fondern daß Du es bift, o Liebe! die bald aus 
diefem, bald aus jenem Menfchen auf uns hervorwirkt und 
hervorquillt, ja Du, ANes in AWem! 
Am lebten Abend des Vahres 17683 fand Zobias feinen 
lieben theuren Freund in Thränen. Der, welcher während feiz 
nes ganzen Chriftenlaufes fich täglich in der Beugung des Herz 
zens vor Gott gelibt, follte vor feiner Vollendung noch tiefer 
al8 vorhin gebeugt und Hierdurch eben vollbereitet werden. 
„za, mein Bruder,“ fagte er unter Anderem zu feinem To: 
bias, „nun Kann ichs mit Wahrheit vor meinem Herrn fagen, 
daß ich mich al8 den allerärmften, ja als den größten Sünder 
fühle und erkenne, und nichts fonft weiß, al8 meinen für mich 
geftorbenen Heiland und feinen theuren Namen. Ich habe mich 
ganz in Seine Arme geworfen, und erwarte nichts als freie Gnade.“ 
Und das if wohl die rechte NMeife der Frucht, die Du, o 
Bärtner! im Deinen Haushalt nehmen wilft, wenn der Menfch 
nichts mehr in feinen eigenen Augen, Du aber, vo mein Sotf, 
Alles in Allem darin bift. 
Sefegnet war für unfern Tobias noch die lebte Neujahrss 
predigt, die er von feinem Rehberger „Über die Erneuung 
des Bundes mit Sott bei dem Eintritt in ein neues Jahr“ hörte, 
Segen den Frühling hin machte unfer Kießling feine 
gewöhnliche und jährliche Neife nach Defterreich, welche in diefer 
Lebensbefchreibung noch Sfter erwahnt werden wird. Sleich am 
erften Abend nach feiner Nückkehr eilte er zu feinem lieben Pfarz 
ver Nehberger hin. Er fand Diefen liebevoll und freudig, 
wie immer, aber alle feine Worte lauteten wie die eines Freuns 
des, der fich zu feiner nahen Abreife rüftet und feine Lieben 
gern auf den Abfchied vorbereiten möchte. Nachdem Beide über 
das damals fchon recht merklich werdende Veröden des Weinz
	        
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