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machet, dem wird fein Glaube gerechnet zur Serechtigkeit. # —
Die irdifche Hülle wurde auf dem St.-Rochus-Kirchhofe begraben.
Nun, lieber Lefer! hier gebe ich dir auch den Schatten:
viß unfers theuren Alten, der nach dem Leben gemacht ift, und
eine von feinen filberweigen Locken mit nad) Haufe. Die filz
berweiße Locke findeft du in der Ayoftelgefchichte S. 20. im Ubz
fchiede des heiligen Paulus, befonders aber in den Worten:
„Und nun, lieben Brüder, ich befehle euch Sott und dem Wort
feiner Gnade, der da mächtig ift euch zu erbauen, und zu ges
ben das Erbe unter Allen, die geheiliget werden.“ Der Schatz
tenriß nach dem Leben, merke wohl! fieht fo aus:
„OD Herr! Du mein und ih Dein! Xch bin Deiner nicht
werth, aber ich bedarf Dein, und Du giebft dich mir aus ewis
ger Liebe. Halte mich feft, lieber Herr! — Herr, lieber Herr!
ich bin faft nichts; was aber in und an mir ift, das fol Dein
fein, und der Brüder, die Du Hebft. “
Uebrigens fteht noch ein anderes Portrait vom feligen Kießz
Ling in dem fehönen alten Liede: „Herzlich lieb hab ich dich,
Do Herr! 4 befonders auch im andern Verfe:
8 ijt ja, Herr, Dein Sefchenk und Sab
Reib, Seel’ und Alles, was IH hab
Xu diefem arınen Leben,
Anf daß ichs brauche zum Lobe Del
Bu Nuß und Dienfte dem nächften mein,
Bollft mir Deine Gnade geben.
Siehe, lieber Lefer, das {ft das Gemälde des Yietiften
Kießling. Nicht Ale, ad leider bei weitem nicht Alle,
die du Pietiften nennft, find fo, wie der Johann Tobias
Kiefßling war; aber ale wahre Chriften —5p wäre ich doch
auch einer! — find fo.
Drug von Friedrich Nics in Leipzia.