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in der hat, hm würde fie auch nicht wohl gepaßt haben.
YUuch mochte er wohl die Erfahrung gemacht haben, daß gar
häufig bei denen, welche jene Uniform fragen, zu viel Worte
und zu wenig Lebendige That da feil, und das war nicht in
feiner Art (nach 1 Cor. 4, V. 20). Ueberdies Kann e8 Ci
nem auf fo einer Meife, die fhnell an Allem vorbeiftreift, und
überall, auch mit dem redlichften, beften Willen, befonders
aber bei einem Aufenthalt von blos etlichen Stunden nur an
der Haupt= und Poft= Straße der Wahrnehmung bleiben Fann,
gar leicht fo ergehen, wie einem Manne, der in einem großen
fchönen Gebäude Säle und Zimmer voll augenfälliger Kunftz
werke befrachten will. Er geht von Saal zu Saal, von Zim:
mer zu Zimmer, und ficht Semälde auf Semälde an. Auf
dem Wege durch die Zimmer alle Fommt er auch durch die
einfache Stube und Kammer des Mannes, der da immer wohnt;
da ffeht ein alter bequemer Lehnftuhl, ein iraulicher Tifh und
Ofen, und die Sonne fcheint freundlich herein; e8 ift aber we:
der ein Gemälde noch Täfeleien zum Befehen darin. Da geht
nun freilich unfer Neifender vor der Hand fchnell hindurch.
Denn wie lKeblich und bequem es in diefem Zimmer zu wohnen
und zu leben fei, das weiß nur der, welcher Sahre lang hier
zwifchen ihren Wänden weilte. Der hat e8 dann freilich erfah=
ren, daß es fich doch in dem fraulichen, bequem eingerichteten
Stübchen und Kämmerchen nach Morgen hin gemüthlicher weis
fen [äßt, als in den großen Falten Sälen; mögen die Kunft:
werfe, die man wohl von Zeit zu Zeit gern einmal anfieht, auch
noch fo fchön darin fein.
€ gab aber auch damals unter den Nürnberger foge-
nannten Pietiften, und zwar felbft unter denen von ihnen, welche
nicht bloße Wörter = Leute, fondern chriftlich gefinnt waren, gar
merfwürbdige, fonderbare Menfchen, die aber der liebe Sott,
wenn fle rechtfchaffen und freu waren, doch alle lich hatte, troß
Ihrer Sonderbarkeiten. Da war unter andern Einer darunter
(Lavater fahe ihn auch), der hatte fich in den Kopf gefebt,
da oben im Himmel wäre die Sprache der Seligen — die he=