151
fradt aufgenommen wurde, was Damals für jeden „Auständer«“
außerordentlich fhwer hielt. Schon einige Monate nachher wurde
er zum Prediger an der Margarethen» Capelle auf der DVefte
ernannt, und drei Sahre hernach zu einem Diaconat an einer
größeren Kirche in der Stadt befördert; ein rafcher Sang der
Beförderung, welchen in jener Zeit nur dußerft Wenige erfuhren.
Aber freilich Fonnten fi auch wohl nur Außerft Wenige
gine8 folchen allgemeinen und ungetheilten Beifalls der gefammten
Menge rühmen, als er durch feine Predigten gewonnen. Denn
zu bdiefen drängten fih Menfchen aus allen Ständen, befonder8
aber die fogenannte gebildete Welt, Über, wie er fich felbft fpäter
hierüber dußerte: „obgleich feine Predigten ihren Worten nach
chriftlichen Inhaktes waren, fo predigte er dennoch damals von
Herzen eigentlich nicht Chriftum, fondern fich felbft — den Ios
hann Sottfried Schöner, und fah weniger dabei einig
und unverrückt auf den Beifall Sottes, als auf den, feinem
Munde gar füß fchmeckenden Beifall der Welt.“ Seine Reden
waren gar noch fern von jener ftillen Hriftlichen Einfalt, welche
mit ihrer Sottesfraft bis in das Innerfte des Menfchenherzens
dringt und hier fichere Früchte trägt für jene Welt, fondern mehr
blumenreich und nach dem Sinne der fogenannten gebildeteren
Mehrzahl aufgefhmüct;z wie denn der arme Menfch meint, er
müffe zu Dem guten einfältigen Sotteswort noch etwas von feiz
nem Eigenen hinzuthun, um e8 etwas fchöner und annehmlicher
zu machen, als e8 ihm für fi allein zu fein [heint.
Nun, bei alle dem freute fich unfer feliger Bücherverleiher
dennoch herzlidy an dem reichbegabten , redlihen jungen Prediger
und an dem Segen, den derfelbe, wie alle eben fo redliche Pres
diger diefer Art, auch fchon damals in feinem Kreife flifteter
vorbereitend und hinzuführend zu den feligen Borhöfen des Herrnz
aber er fühlte, daß da noch etwas fehle. Schöner felbft, der
£theure Schöner, foNunsfagen, was ihm zu jener Zeit noch fehlte.
Sn feinem fchriftlichen Nachlaffe erzählt Derfelbe: „Ich bez
obachtete damals (in Erlangen und Baiersdorf, wo er fih als
Hauslehrer und feiner Kranklichkeit wegen aufbhielt) die Rath