Volltext: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

150 
fen Schäße feiner Heinen Bibliothek den Leuten, an denen er 
auf feine Weife einen guten Sewinn zu machen hoffte, felbft 
ins Haus; und wenn fie auch mit aller Gewalt abwehrten und 
ihm fagten, fie hätten weder Zeit no) Luft feine Bücher zu 
Lefen, fo war er fchon zufrieden, wenn fie nur feinen lieben 
Büchern auf einige Zeit ein Mäßchen auf ihrem Schreibtifche 
oder in Ihrer Studirfiube gönnten, in der Hoffnung, daß ihnen 
doch wohl einmal ein gelegener Augenblit Fommen Fönnte, wo fie 
ein und das andere zur Hand nehmen und darin lefen möchten. 
Wir wollen nur ein hierher gehöriges Beifpiel anführen, 
wo freilich jenes Bücherverleihen unferm Seligen den größten, 
veichften Sewinn brachte, den e$ ihm vielleicht jemals getragen: 
einen innig verbundenen, gleichgefinnten Freund, welcher ihm Ddafz 
felbe wurde, was ihm der felige NRehberger und Esper ge: 
wefen; einen Freund und Mitpilger, welcher gerade da fich zu 
unferm Seligen auf den engen einfamen Weg gefelen mußte, 
als auch der teure CS per fich zum Abfchied auf ein befferes und 
längeres Wiederfehen anfchikte. Ich habe Übrigens die Ser 
fchichte, die ich eben hier erzählen will, aus dem Munde der 
beiden Hauptperfonen, welche darin vorkommen, und gebe fie 
freu wieder, 
Schon im Fahre 1772 war nach Nürnberg ein junger, 
fehr Kebenswürdiger Candidat der Theologie gefommen: Johann 
Sottfried Schöner, aus der Gegend von Schweinfurt; ein 
Süngling, dem man e8 bald anınerken mußte, daß er eine aus: 
gezeichnet Hriftliche Erziehung genoffen, und daß e6 ihm ein 
rechter Ernft fei, gut und fromm nicht blos zu fcheinen, fondern 
ganz zu fein. Er war zuerft als Hauslehrer in eine freffliche, 
durch ihren Hriftlihen Sinn höchft verehrungswürdige adelige 
Familie in unfrer Stadt gekommen, hatte fich aber bald durch 
Selehrfamfkeit, vielfeitige Bildung und redlihen Sinn, fo wie 
durch einige Predigten, wodurch er fich in Nürnberg einen unz 
gewöhnlichen Beifall erworben, fo empfohlen, daß er, ihm felbft 
unerwartet, fchon im nächften Sahre nach feiner Ankunft unter 
die Zahl der Candidaten des Vrediatamtes unfrer alten Meichs-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.