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manchmal bei Kießlings Neden ganz ernfihaft und feierlich
geberdet oder gar gerührt ftellt, und dann auf einmal aus diefer
fcheinbaren Nührung in eine laut tobende Poffe ausbricht. Einz
mal helfen fie ihrem Cameraden fogar, dem guten Kießling,
der gerade einen, dunkeln Rock anhat, vom Kopf bis zu den
Füßen ganz und gar mit Mehl einzunudern. Der aber fiäubt
fich ruhig ab und — Fommt doch am andern Tage mit der
gewöhnlichen Freundlichkeit wieder.
Sa, Heber Lefer! wäre das Alles unfer Einem widerfahren,
man hätte fich gleich nach dem erften oder zweiten VBerfuche voll
Verachtung und Zorn von dem „böfen Buben“ weggewendet und
gedacht: wenn du nicht wilft, fo laß eS bleiben. Ia, um aufs
richtig zu reden, man hätte bei mancher Selegenheit, z. B. beim
Einpudern, das gar nicht fein war, aus voller Kraft darein
gefchlagen, mochte daraus werden was da wolltes wenigftens
hätte man beim nächften Mal Kommen Fein freundliches, lie=
bendes Seficht gemacht, fondern ein fehr finfteres.
Yber fiehe, der rechte und wahre Chrift denkt nicht fo. Der
hat e& von feinem Meifter gelernt, daß man Feine Menfchenz
feele, fer e& auch die Armfte und verirrtefte, verachten müffe. Der
hat e8 von feinem Meifter gelernt, daß man den Sündern, auch
den ferneft abgewichenen, freundlich und liebend nachgehen, und
nicht müde werden müffe, heut und morgen jene mütterlich fanfte
Lockftimme hören zu laffen, welche die Küchlein verfammeln will
unter ihre Flügel, oder vielmehr unter die Flügel Deffen und zu
Dem, welcher fich felbft für die Sünder gegeben.
Unferm Müllerburfchen, fo wild er war, däuchte e& am
andern Morgen nach dem Einpudern doch nicht ganz fo recht
zu fein, daß er das gethan habe. Denn, dachte er, der Mann
meint e& nun doch einmal redlich und gut mit dir, das ift ge=
mwiß. Wiederkommen wird er freilich nun nimmer zu dir in die
Mühlez und wenn er dich auch gerade nicht verklagt, was er
wohl Fönnte, fo wird er wenigftens ein gar faures Seficht
machen, wenn er dich einmal wieder fieht.
Uber wie nun? — das ANes, was fich der Müllerburfche
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