Volltext: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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Eoftete viel Befinnens, ehe unfer Kieber Alter fich einen neuen Rock 
Eauftes Fam aber Einer, der ihn. nöthiger zu brauchen fchien als 
er, fo war er gar bereit, auch den neugeFauften hinzugeben. Er 
felbft war gern mit der aUlereinfachften Speife und einem Slas 
Waffer zufrieden, während er dem armen Kranken oder dem 
anftrengend arbeitenden Freund Wein und auserlefene nNahrs 
hafte Syeifen felbft zutrug oder zutragen ließ. Für fich felbft 
fah er jeden Kreuzer an und ging, wie wir oben fahen, lieber 
in Hige und Fvofk zu FIuße, als daß er ohne Noth Fuhrlohn 
ausgegeben hättez bat ihn aber Einer um Seld oder um ein 
Darlehn, nun, der ging niemals unbefriedigt hinaus, und das 
bei traf e8 freilich auch oft, wie wir in einem fpätern Abs 
fchnitt fehen werden, daß ein vor Menfchenaugen Unwürdiger 
etwas bekam. 
Ueber feine Sparfamfkeit mit Zeit, mit Teiblicher Erquidung 
und auch mit Geld, wollen wir hier ebenfalls einen, großentheil® 
aus Defterreich, von meinem lieben Trautenberger herfom: 
menden Bericht über unfern Kießling lefen. 
„In Beziehung auf feine eigene Perfon war der liebe Alte 
Kußerft fparfamı und genau. Eine feiner Hauptregeln war, die 
er zwar nicht ausfprach, aber genau befolgte: nicht für fich, 
fondern für Andere zu Leben, für fich felbfit möglichft wenig zu 
gebrauchen, um Andern mehr mittheilen zu Fönnen. So mag 
e8 dann oft gefchehen fein, daß er im Wirthshaus deffelben Dorz 
fe8, wo er zum Bau der Kirche oder für arme Nothleidende 
eben die reichften Saben beigetragen, und wo er, wie das in 
Defterreich in vielen Gemeinden der Fall war, für gar manches 
Kind das Schulgeld bezahlt hatte, zum Mittag nur ein Slas 
Milch oder ein weiches Ei mit etwas Brod und Salz genoß3 
Fröhlich und dankbar gegen Sott, deffen Feinfter Gabe wir Mens 
fchen eigentlich nicht werth find. War er dann bei wohlhabenden 
Freunden auf Befuch, fo fah er e& fehr ungern, wenn etwas 
an der täglichen Koft verändert wurde. Meine Licben, fagte 
er dann, das Hätte nicht fein follen, dies da iff überflüffig, und 
damit hätte ein Kranker oder Dürftiger Fönnen erquict werden. 
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