Objekt: Die Zinnmalerinnen in Nürnberg und Fürth

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I. Stellung der Heimarbeit in der Zinnfigureninduftrie., 
l., Technif der Binnfiqaurenfabrifation. 
Zum befferen Verftändnis der Bedeutung, welche die Zinnmalerinnen 
für die Binnfigurenindufirie haben, find einige Worte über die Technik der 
BZinnfigurenfabrifation erforderlidh. Die Produkte diefer Ynduftrie find ja 
befannt; ein jeder hat felbft fchon mit Zinnfoldaten gefpielt. Soldaten 
aller Nationen und aller Waffengattungen in allen möglidhen Stellungen 
und Öruppierungen werden hier zum Leben ermedt; auch einzelne andere 
Artikel, mie 3. 5. Aufzüge, Yägereien, werden hHergeftellt, aber der Haupt- 
fächliche Artikel {ft und bleibt der Soldat, da er mit feinem bunten Rock 
und den Waffen für Auge und Phantafie des Kindes ein anregenderes 
Spielzeug bildet als der Civilijt mit dem farblofen Kleide. Neben den 
Hachen Figuren werden feit dem Jahre 1865 ! auch vlaftifche, maffive Figuren 
Fabriziert, namentlich in Fürth. 
Die Technik der Zinnfigurenfabrikation ift fehr einfach, fie befteht nur 
in drei Funktionen; Mafchinen find dabei gänzlich ausgefchlofjen. Zuerft 
wird die Figur gegoffen; dies gefhieht durch das Gießen einer Legierung 
au8 Binn und Blei in eine Form von Schiefer oder Meffing. Von der 
aus der Form Herausgenommenen und abgefühlten Figur werden die nicht zu 
derfelben gehörigen Metallteile abgebrochen, welche fi in den Eingußkanälen 
der Form bildeten. Das nennt man „Busen“, Die dritte Arbeit ijt das 
„Bemalen der Figuren“, Das Gießen und Pußen find Arbeiten, welde 
bedeutend weniger Zeit in Unfpruch nehmen als das Bemalen der Figuren. 
Diefje Arbeit erfordert daher eine weit größere Arbeiterzahl als die beiden 
andern, fo daß fie, von Arbeitern in der Werkftätte ausgeführt, fehr 
teuer Fommen mürde. Nun ift aber die erfte Forderung, melde an die 
Spielmare geftellt wird, die der Wohlfeilheit. Um diefer Forderung zu 
genügen, fucht der Spielmarenfabrifant mindejtens einen Produktionsfaktor 
möglichft zu verbiligen, und da ihm dies in der Negel am Keichteften bei 
dem Produktionsfaktor „Arbeit“ möglich ijt, fo fucht er möglichft billige 
Arbeiter zu erlangen. Da bietet nun die Technik der Zinnfigurenfabrikation 
die Möglichkeit, daß gerade die teuerfte Arbeit durch die hilligften Arbeitg- 
fräfte, durch die Heimarbeiter, ausgeführt werden kann. Denn mährend das 
Sieben kaum außerhalb der MWerfitätte voraenommen werden Fännte. und 
* Angabe eines Zinnfigurenfabrikfanten in Fürth. Nach der Mitteilung eines 
Habrifanten in Nürnberg ift die Herftellung plaftifgher Figuren nicht neu; fchon in 
äayptifchen und römiichen Ruinen feien folche aefunden worden.
	        
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