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Zweiter Teil. Die Verwaltungsämter.
für die Stadt scheinbar so ungünstigen Neuordnung führten, läfst sich
nichts Sicheres feststellen. Vielleicht war eben damals der Rat dahinter
gekommen, dafs die hohen Erträge, die der Wechsel bisher abgeworfen
hatte, zum gröfsten Teil nur daher rührten, dafs die Stadtwährungsgulden,
die der Wechsler aus der Losungstube zu beziehen pflegte, ihm nach
einem alten Brauch zu einem Kurse überlassen wurden, welcher hinter
ihrem wahren Werte zurückblieb.!‘) Aus der Abstellung dieses Mifsbrauchs
im Jahre 1440 würde es sich dann auch erklären, dafs in den beiden darauf-
folgenden Jahren die Einnahmen aus dem Wechsel plötzlich von durch-
schnittlich 600 & bis auf 195 und 100 & zurückgingen.
Achtes Kapitel.
Das Baumeisteramt.
$ 1. Die Bauleitung.
Der Baumeister?) ist der Geschäftsführer des Rats bei allen Hoch-
und Tiefbauten, welche auf Kosten der Stadt ausgeführt werden. In
dieser Eigenschaft wird er alljährlich nach Beendigung der Ratswahl vom
neuen. Rat vereidigt. Früher pflegte für jeden Bau ein besonderer Bau-
leiter ernannt zu werden. Zur Vereinigung der gesamten Bauverwaltung
in einer Hand entschlofs man sich erst in den neunziger Jahren des vier-
zehnten Jahrhunderts. Seit 1417 läfst sich der Alte Genannte Andreas
Volkmeier als Baumeister nachweisen, unter dessen Leitung im Jahre 1426
die grofsen, gegen die Hussiten gerichteten Befestigungsarbeiten im Stadt-
graben begonnen wurden. Als er im Frühjahr 1434 — zwei Jahre vor
seinem Tode — aus dem Amte schied, folgte ihm der Genannte des
Gröfseren Rates Hans Graser, der 1436 gleich seinem Vorgänger als
Alter Genannter in den Rat aufgenommen wurde. Er bezog für seine
Mühwaltung im Dienste der Stadt, die seine ganze Thätigkeit in Anspruch
nahm, ein Solar von 100 #4", eine jährliche Liebung von 25 #4" und
1) Vergl. die diesbezügliche Notiz in Nbg. KA. Ms. 319 fol. 24.
2) Als Quellen kommen aufser den Registern und Ratsbüchern vor allem in
Betracht: Lutz Steinlingers Baumeisterbuch vom Jahre 1452, herausgegeben .von
Mummenhoff in „Mitteilungen des Vereins für Geschichte Nürnbergs‘ Heft II. (1882);
ferner Endres Tuchers Baumeisterbuch der Stadt Nürnberg (1464 bis 1475), ed.
M. Lexer. Stuttgart 1862 (64. Publikation des Litterar. Vereins). Einen Überblick
äber die Entwicklung des nürnbergischen Bauwesens giebt Mummenhoff, Das Rat-
haus in Nürnberg yp. 163 ff.