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Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke.
Die alte Hure spricht:
Ach, Nachbar, ungern es geschicht,
Doch kann ich's unterlassen nicht,
Muß Euch vielmehr getreulich warnen
Vor Eures Weibes Stricken und Garnen,
Denn diesen Plan hat sie im Sinn,
Sie woll' Euch heimlich richten hin.
Der Mann spricht:
O Nachbarin, das ist nicht wahr!
Ich hab' sie nun fast dreißig Jahr
Und hab' an ihr noch nicht gewahrt
Untreue irgend welcher Art;
Ich hab' ein frommes Biederweib,
Vertrau' ihr Ehr' und Gut und Leib;
Drum schweigt nur still mit diesen Schwänken.
Die alte Wettermacherin spricht:
Nachbar, das thät ich mir schon denken,
Daß ich nicht Glauben finden würd';
Doch mir zu schweigen nicht gebührt,
Weil Euer Weib um Hilf' und Rath
Mich selber angesuchet hat,
Wie man wol einen Mann vergifte.
Darum, daß sie nicht Unglück fiifte,
Nehmt Euch gehbrig nur in Acht.
Der Mann spricht:
Wer hätt' so Schlechtes wol gedacht
Von dem vermaledeiten Weib!
Ich will ihr darum ihren Leib
Gewaltig martern und zerblaͤuen,
Daß sie ihr Leben muß gereuen.
Potz Marter, was soll einer sagen!
Hat sie die Tück' bei sich getragen
Und sie verborgen ganz und gar?
Jetzt merk' ich, daß es sicher wahr.
Denn als sie jetzt vorüber schlich,