Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. 225
Und wär's erworben durch Betrügen,
Durch Wucher, Diebstahl, Raub und Lügen —,
Wär's mir doch lieber als die Schrift,
Dieweil man sich daran vergift't
Mit mannichfacher Ketzerei,
Mit Aberglauben, Schwärmerei:
Drum will der Schrift ich müßig gehn.
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Esan, der Wollüstling, spricht:
Ihr Brüder, ich thu' bei euch stehn.
Mich freuet wenig Gottes Wort;
Hätt' ich dafür an diesem Ort
Auf Erden allerlei Wollüste,
Womit ich meinen Fürwitz büßte,
Dann wär' ich wohl kontent) darmit.
Nimrod, der Tyrann, spricht:
Ihr Brüder, ich hab' auch die Sitt':
Ich wollt' gewaltig lieber sein
Und herrschen in der Welt gemein
Ueber die Reichen und die Armen
Und führen Krieg ohn' all Erbarmen;
Denn ich kann ringen, kämpfen, fechten
Vor Fürsten, Rittern und vor Knechten;
Das kann ich baß denn disputir'n:
Darmit schwäch' ich nicht gern mein Hiru.
Pass' ich nicht gut mich zum Tyrannen?
Satan, der Teufel, spricht:
Ihr seid all' unter meinen Fahnen;
Darum kehrt euch nur nicht an Gott,
Verachtet auch sein Wort und Gebot.
Ich bin ein Fürst der ganzen Welt
Und schaff' eüch Ehr', Gewalt und Geld:
Da koͤnnt ihr nach der Wollnst laufen,
Könnt spielen, buhlen, fressen, saufen
Und euch der Jugend freuen noch.
Seid trotziglich dem Herrgott doch,
1w zufrieden.