3 Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke.
und daß die Meistersänger bei weltlichen Stücken mitspielten,
ist nicht wohl anzunehmen. Vielmehr wurden für diese
Darstellungen die öffentlichen Plätze, Wirths- und Privait—
häuser gewählt, in welche letztere sich die Schaar der Schau—
spieler freiwillg — etwa um den Hausherrn durch die
Aufführung zu ehren (aus Gunst) — oder auf besondere Auf—
forderung hin (geladen) begab. Die Schauspieler für diese
Stücke rekrutirten sich wol aus Vereinen junger Bürger,
welche durch vielfache Aufführungen eine gewisse Uebung
erlangten und von dem Dichter selbst einstudirt wurden.
Zum Schlusse noch einige Worte über die vorliegende
Auswahl. Von den geistlichen Dichtungen habe ich keine
aufgenommen, weil dieselben für unsere Zeit zu wenig In—
teresse beanspruchen können. Auch die Auswahl der Tra—
gödien und Komödien habe ich auf das Nöthigste beschränkt,
um neben diesen Dichtungen, welche den Fastnachtspielen
an Werthe bedeutend nachstehen, für die letztgenannten Pro—
dukte des Hans Sachs einen möglichst ausgedehnten Raum
zu gewinnen. Ich lege diese kleinen Stücke dem Leser warm
ans Herz, denn sie gehören zweifellos zu dem Besten, was
auf dem Gebiete des Fastnachtspiels geleistet worden ist.
Gleichzeitig mache ich auch die Bühnenvorstände, Liebhaber—
bühnen und alle diejenigen, welchen wirklich daran gelegen
ist, dem Volke eine kräftige geistige Kost aufzutischen, auf
diese bisher viel zu wenig beachtete Gattung von Dramen
aufmerksam, da ich selbst zu verschiedenen Malen Gelegenheit
hatte zu beobachten, welche Wirkung Stücke wie das heiße
Eisen, das Narrenschneiden, der todte Mannu—a.
auf einen unbefangenen Zuhörerkreis ausübten.
Bernburg, im Mäarz 1880.
K. Pannier.