Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. 97
Vielleicht ist es die Wahrheit nicht,
Betrüglich ist ein Traumgesicht:
Wir wollen in den Wald spazieren
Und jenen Ort genau durchspüren,
Daß wir die Wahrheit werden inne.
Lisabetha spricht:
Betrübt sind Herz mir, Muth und Sinne,
Ich fürcht', es sei nur allzu wahr,
Die Brüder blicken tückisch gar,
Sind nicht, wie sonst, mehr freundlich mir;
Jedoch ich will auch folgen dir:
Wenn ich ihn todt find' in der Erden,
Ob mir ein Glied von ihm möcht' werden,
Wir wollen um Erlaubniß fragen
Die Brüder, was sie darzu sagen;
Sieh da, sie kommen grad' heraus
Alle drei zusammen aus dem Haus.
(Die drei Brüder treten ein.)
Lisabetha spricht:
Ihr Brüder, lasset mich spazieren,
In unserm Garten promeniren:..
Mich dünkt, daß krank und schwach ich wär'.
Ambrosi spricht:
Für Jungfraun ziemt sich's nimmermehr,
Vor's Stadtthor zu spazieren hin;
Doch geh' nach deinem eignen Sinn.
Lisabetha geht und spricht:
Wir kommen bald zurück nach Haus.
Baptista spricht:
Ich hoff's, daß du nicht lang' bleibst aus.
(Lisabetha und Ancilla gehn hinaus.)
Anthoni spricht:
Ihr Brüder, ich bin stets in Sorgen,
Der Mord werd' bleiben nicht verborgen.
Werd' uns in alles Uuglück bringen.