etwas eingefügt, das eigentlich nicht ganz hineinpaßt, dadurch, daß
Baldanders dem Simplicissimus eine Anweisung gibt, mit leblosen
Dingen reden zu können. Dabei wird wieder auf Hans Sachs ver-
wiesen und zwei seiner Gespräche werden als Belege angeführt:
„Von dem verlornen redenten gülden“ ‚und „Die ellend klagent
coßhaut“.1! An die Figur des Baldanders fühlen wir uns auch
erinnert, wenn Simplieissimus einmal dem Diener, der im Auftrage
seines Herrn fragt, wer er sei, zu antworten aufträgt, er „seye ein
Ball des wandelbaren Glücks, ein Exemplar der Veränderung und
ein Spiegel der Unbeständigkeit des Menschlichen Wesens“,? Ein
andermal erwähnt Grimmelshausen, daß sich bereits zu Hans
Sachsens Zeiten ein Wurmschneider gefunden habe.? Damit wird
jedenfalls auf das „Narrenschneiden“ von Hans Sachs angespielt.“
ärimmelshausen hat mit dem Meistergesang im allgemeinen litera-
rische Fühlung gehabt, und so ist es denn begreiflich, daß er im
besonderen aus den Werken des hervorragendsten Vertreters dieser
Dichtungsgattung Stoffe und Motive verwertete. Er schätzte Hans
Sachs als einen guten Poeten, wenn ihm auch seine Reimkunst als
altfränkisch und somit überlebt erschien, °
Während uns also Grimmelshausen als ein für jene Zeit vor-
trefflicher Kenner des Hans Sachs entgegentritt, weist sein Zeit-
genosse Hans Michael Moscherosch, der als Satiriker die Ge-
brechen seiner Zeit scharf zu beleuchten verstand und so eigentlich
leicht Veranlassung gehabt hätte, seine Leser an den biderben
Meistersänger zu erinnern. in den .‚Gesichten Philanders von Sitte-
! Hans Sachs, hg. von Keller, 4, 216 ff. und 5, 146 ff,
2 Bibliothek des litt. Ver, 34, S. 918.
3 Bibliothek des litt. Ver. 34, S. 1048.
Hans Sachs, hg. v. Keller, 5, 3 ff,
> Vgl. noch H. Sachs, hg. v. Keller, 2, 223 ff, und Grimmels-
hausen, hg. v. Keller; 2, 1039—1041, H. Sachs, 9, 108 ff. und Grimmels-
hausen, hg. v. Keller, 3, 202—205, H. Sachs, 9, 442 ff. und Grimmels-
hausen,hg. v. Keller, 3, 310 bis 312. Tittmann inder Einleitung zur Aus-
gabe Grimmelshausens (Deutsche Dichter des 17. Jhäts., 7. Bd., Leipzig, 1874),
S. XVII—XIX, S. XXXI, 8. LX. P. Kohlmanns Anzeige dieser Ausgabe
in der Jenaer Literaturzeitung 3 (1876), S. 133. Felix Bobertag, Ge-
schichte des Romans, 1. Abt., 2. Bd., 2. Hälfte, Berlin, 1884, S. 74, 77.
Edward Stilgebauer, Grimmelshausens Dietwald und Amelinde. Gera. 1893.
S. 34 —54.