Volltext: Alt-Nürnberg

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stattet, erhielt der dänische Hof. Ein anderes mechanisches Kunstwerk, 
im welchem Hans Hautsch mit zwei Söhnen jahrelang arbeitete, 
war ein Holzgebäude, in drei Stockwerke geteilt, in deren einem 
Handlungen aus der biblischen Geschichte, im anderen 72 verschiedene 
Handwerke, im obersten ein Bad mit Douche u. s. w. dargestellt und 
alle die zahlreichen Figuren gleichzeitig und ineinander greifend durch 
ein von einem einzelnen Menschen umgetriebenes Rad in Bewegung ge— 
setzt wurden. Auch dieses Kunstwerk kam an den dänischen Hof, ein 
anderes nach Florenz. Ein diesem väterlichen ähnliches Kunstwerk, 
oom Urheber „die kleine Welt“ genannt, fertigte um 1680 der Sohn 
Gottfried, auch mit Hilfe seiner Söhne, für den Wiener Hof. Aber 
auch der französische Hof, der sich um diese Zeit anschickte, der erste 
der Welt zu werden, beschäftigte die Nürnberger Industrie. Im 
Jahre 1669 reiste der berühmte Kriegsbaumeister Vauban eigens 
nach Nürnberg, um nach seinen Entwürfen durch Gottfried Hautsch 
einige Hundert mechanisch bewegliche, in Silber getriebene Soldaten, 
mit welchen die gewöhnlichen Kriegsübungen ausgeführt werden konnten, 
für seinen König Ludwig XIV. anfertigen zu lassen. Ein anderer 
Bericht läßt den Goldschmied Wolrab den Auftrag empfangen; ver— 
mutlich werden der Goldschmied Wolrab und der Mechaniker Hautsch 
zur Anfertigung des königlichen Soldatenspiels sich vereinigt haben. 
Die deutsche Malerkunst hatte seit dem Ausgang des 16. 
Jahrhunderts „jede Spur nationaler Überlieferung verloren und war 
einer manirierten Nachahmung der Italiener anheimgefallen“. Nicht 
besser als im übrigen Deutschland stand es in Nürnberg, der Stadt 
Albrecht Dürers; die Malerkunst war zur Bilderfabrikation herab— 
gesunken. Ein Anstoß zur Besserung der Nürnberger Kunstverhält— 
nisse geschah durch den Maler und Kupferstecher Joachim Sandrart 
1606— 1688), der, nachdem er viel in der Welt herumgeworfen 
worden war, in Nürnberg 1649 sein Lebensschifflein vor Anker legte. 
Von seinem großen Gemälde „Das Friedensmahl“ wurde bereits be— 
richtet. Der Maler erhielt dafür vom Pfalzgraf Karl Gustav ein 
Beschenk von 2000 fl. und eine 200 Dukaten schwere Kette und 
auch der Rat bedachte ihn mit einem ansehnlichen Geschenk, als er 
im Namen der Krone Schweden das Gemälde auf dem Rathause 
ablieferte. Wichtig für die Kunstübung in Nürnberg war die mit 
Bewilligung und Unterstützung des Rats i. J. 1662 erfolgte Gründung 
der Malerakademie durch Joachim Sandrart und den Baumeister 
und Maler Elias Godeler. Größere Verdienste als die, welche 
Sandrart als ausübender Künstler erwarb, errang er sich als Kunstgelehr— 
ter und Begründer der deutschen Künstlergeschichte durch seine 1675 in 
sechs großen Foliobänden erschienene, mit vielen Kupfern geschmückte 
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