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auf, fingen das Geflügel weg, zertraten die Früchte auf den Feldern,
mähten die Wiesen ab, stahlen das Gemüse, zwangen dann die Unterthanen,
es zu kaufen unter Androhung des Todes und Wegbrennens der Scheunen.
Einen Nürnberger Syndikus plünderten sie auf der Landstraße. Sie
sagten, wenn sie einen Menschen totschlügen, wäre es ihnen gerade so, als
wenn sie einen Hund totstächen. Gedörrte, unzeitige Kindsköpfe und andere
Gliedmassen, die sie aus dem Mutterleibe geschnitten hatten, trugen sie am
Halse. Ein Fuhrmann wurde aufgehalten und mußte mehreren Schön—
berg'schen Reitern die Zeche bezahlen. Im Jahre 1629 erhielt Schönberg
die vertragsmäßige Summe von 88250 fl. bar. Das Proviantamt rechnete
für Haber ꝛc. in dieser Zeit 12825 fl., für Heu und Stroh 2711 fl., für
Zehrungen und andere Kosten 1656 fl. ꝛc. Gesamtausgabe pro 1629
55716 fl. 1630. Der nüurnbergische Amtsknecht zu Fürth wurde bei
Nacht im Amtshause von 3 Reitern überfallen, mißhandelt und mit Er—
schießen bedroht. Der Rat benützte die Anwesenheit Tillys in Fürth am
1. Juli 1630 und bat um Befreiung von der Schönberger Soldateska. Am
10. Juli 1630 verließ endlich die Schoönberg'sche Reiterkompagnie Fürth
nach einem Aufenthalte von 122 Wochen. Sie marschierte nach Thüringen
und kostete 1630 22993 fl. Als Schadenersatz bekam Frau Schindler in
Fürth 200 fl. — Am 21. September kamen 2 Kornets Cronbergische
Kürassiere nach Fürth und Umgegend. Sie legten sich zu den Nürnberger
Unterthanen ins Quartier und hielten Rasttag. Sie verachteten die kaiser—
lichen Salvaguardien und schonten alle domprobsteilichen und markgräflichen
Unterthanen. Den Offizieren sandte Nürnberg Wein, Geflügel und den
Soldaten, Fleisch, Brot, Bier ꝛe. Aber damit nicht zufrieden, schütteten diese
das Bier aus den Fenstern, nannten gutes Ochsenfleisch „Hundsaas“ und
zwangen die Unterthanen zur Anschaffung von Wein, weißem Brot, ge—
bratenen und gesottenen Fischen, Geflügel. Sie hausten sehr übel. Ihr
Aufenthalt kostete über 3000 fl. Ein Soldat wollte eine Kindbetterin
von 8 Tagen notzuüchtigen, sie entlief aber. Etliche Häuser wurden in
Asche gelegt. — Im Dezember lag ein Trupp Kroaten mit 85 Pferden
unter Oberstlieutenant von Rengsberg 8 Tage lang in Fürh, Rückers—
dorf, Hartmannshof. Sie schonten die katholischen Einwohner. — 1631.
Am 6. August erschien der kaiserliche Generalwachtmeister J. von Aldringen
mit 43 Kompagnien zu Roß und Fuß. Der Rat sandte ihm Tetzel und
Straßburger entgegen, welche ihn auf dem Sammelplatze bei Stein trafen.
Die Gesandten baten Aldringen, er möge das Fußvolk zu Fürth auf dem
Anger, die Reiter aber in Fürth logieren lassen. Er versprach es und
brach dahin auf. Aldringen nahm sein Hauptquartier in Fürth, ließ ein
Lager schlagen und besetzte das ganze umliegende Gebiet Nürnbergs mit
seinen Kriegsvölkern. 2 Stunden lang hatte er die Gegend jenseits der
Pegnitz und Rednitz besichtigt. Seine Reiter waren starke wackere Leute;
die Soldaten zu Fuß aber zerrissene, schwarze Gesellen. Die Bauern ent—
liefen und flüchteten mit ihrem Vieh, weil ihnen die Kaiserlichen alles Heu
und Stroh nahmen Sie hbauten viele Hütten. Nürnberg und das Franken—
land mußten Proviant liefern. Aldringen und seine Offiziere versah man
mit Fischen, Melonen, Zitronen ꝛc. Weil der Proviant zu spät nach Fürth kam, so