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achten, durch kaiserlichen Machtspruch die pfälzische Kurwürde auf
Bayern übertragen. Die Verpflichtung Maximilians als Kurfürst
durch den Reichserzkanzler geschah zu Nürnberg am 26. Juli 1624.
Mit dem Übergang der Oberpfalz in bayerische Hand erfolgte zugleich
zwangsweise die Zurückführung des Landes zum Katholizismus. Für
das protestantische Nürnberg konnte diese neue Nachbarschaft
des mächtigen Kurfürsten nichts weniger als erwünscht sein, zumal die
jetzt noch allein übrigen protestantischen Angrenzer, die Markgrafen
bon Ansbach und Bayreuth, nichts weniger als gute Nachbarn waren.
War Nürnbergs Lage schlimm, als Mansfeld und Tilly ihre
Heerhaufen durch sein Gebiet führten, so wurde sie angstvoll, als
Wallenstein, als Schöpfer kaiserlicher Heere, die Weltbühne betrat und
in Franken die Werbetrommel rühren ließ. Die Besorgnis vor einer Um—
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den, immer weiter um sich greifenden religiösen und politischen Bestreb—
ungen der deutschen und spanischen Habsburger führte England, die
Generalstaaten und Dänemark zu Bündnissen zum Schutze des bedrohten
Norddeutschlands zusammen, wobei die seit 1624 von Richelieu ge—
leitete französische Diplomatie nach Kräften hetzte und schürte.
Um gegen eine solche Koalition aufzukommen, genügten die
panischen und ligistischen Streitkräfte nicht, welche bisher allein die
kaiserliche Sache ausgefochten hatten und zu einem eigenen kaiser—
lichen Heere fehlte die Hauptsache: das Geld. Da erbot sich der als
Truppenführer erprobte Wallenstein, der durch Heirath, noch
mehr aber durch massenhaften Ankanf konfiszierter Güter und durch
Finanzgaunereien sehr reich und größter Grundbesitzer in Böhmen
geworden war, dem Kaiser aus eigenen Mitteln ein Heer von 20000
Mann herzustellen und der Kaiser nahm das Anerbieten an. Den
grauenhaften Grundsatz: der Krieg muß den Krieg ernähren, führte
der gefühllose Soldatenabgott mit erschreckender Folgerichtigkeit durch.
Zu Werbe- und Musterplätzen waren namentlich die schwäbischen und
fränkischen Reichsstädte ausersehen. Nachdem in den ersten Monaten
d. J. 1625 bereits 7 kaiserliche Regimenter ihren Weg durch das
Nürnberger Gebiet genommen und einen Aufwand von Tausenden
derursacht hatten, erschien im Juli ein Wallensteinischer Quartier—
meister, welcher Nürnberg als Musterplatz und Quartier für 5000
Mann verlangte. Um diese Gäste fern zu halten und das Nürn—
berger Gebiet vor den Unthaten des Kriegsvolks zu bewahren, be—
zahlte die Stadt an Wallenstein 100000 fl.; dessen ungeachtet dauerten
die Gewaltthätigkeiten und Erpressungen einzelner Befehlshaber un—
unterbrochen fort und es waren beständig Ratsdeputationen auf dem
Weg nach Wien und München, ohne daß dieselben mehr als schöne
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