Inhaltsverzeichnis: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg des Jahres 1919 (1919,1 (1920))

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zerrütteten Lande Ruhe und Ordnung wiederherzustellen und die Wohlfahrt 
des Volkes neu zu begründen. Allein die Griechen lohnten seine wohl⸗ 
gemeinten Bemühungen und die großen Opfer, die König Ludwig für sie 
gebracht hatte, mit schnödem Undank. Während König Otto auf einer 
Rundreise durch das Land begriffen war, erklärten ihn die Aufständischen 
in Athen des Thrones für verlustig, und Otto, der die Greuel eines 
Bürgerkriegs vermeiden wollte, kehrte gramerfüllt in die bayerische Heimat 
zurück, wo er mit seiner Gemahlin Amalie die noch übrigen Jahre seines 
Lebens in dem königlichen Schlosse zu Bamberg verlebte. 
Noch dunklere Schatten breiteten sich über das bayerische Königshaus 
im Jahre 1864. Es begann mit einem glänzenden Ballfest des Hofes 
in dem königlichen Residenztheater, das, von dem Kurfürsten Max Joseph III. 
gebaut, im Jahre 1764, also gerade vor hundert Jahren, eröffnet worden 
war. Nach dem Wunsche des Königs Mar sollte dieses Fest, bei dem 
alle Teilnehmer in der kleidsamen, farbenprächtigen Tracht des achtzehnten 
Jahrhunderts erschienen, und bei dem Prinz Luitpold den Kurfürsten, die 
Königin Marie die Kurfürstin Maria Anna darstellte, zur Erinnerung an 
das hundertjährige Bestehen jenes Theaters gefeiert werden. Es verlief 
glänzend und die ganze Ballgesellschaft war in der heitersten Stimmung. 
Im Volke erzählte man sich aber, daß in derselben Stunde, in welcher 
die Königin Marie am Arme des Prinzen Luitpold im Festsaale die 
Runde machte, der Geist der Kurfürstin Maria Anna als eine schwarze 
Gestalt in den Gängen des königlichen Schlosses wandelnd gesehen worden 
sei. Es war der Aberglaube verbreitet, daß der Geist dieser Fürstin im 
Schlosse umgehe, und daß sein Erscheinen dem königlichen Hause Unglück 
hedeute. 
Die bald darauf folgenden Ereignisse schienen diesem Aberglauben 
Recht zu geben. Schon vier Wochen nach jenem Feste starb König Marx II. 
Er hatte sich zur Wiederherstellung seiner schwer angegriffenen Gesundheit 
nach Italien begeben. Da traf ihn in Rom das dringende Gesuch der 
Münchener Stadtvertretung, angesichts der ernsten politischen Verhältuisse 
in Deutschand nach seiner Hauptstadt zurückzukehren. Die Erbfolge in 
Schleswig-Holstein war es, die seit dem Tode des Königs Friedrich VII. 
von Dänemark am 15. November 1868 die Gemüter in ganz Deutschland 
mächtig bewegte, und die nach kurzer Zeit zu einer vollständigen Um— 
gestaltung der deutschen Verhältnisse führen sollte. Prinz Friedrich von 
Augustenburg, der Vater der Gemahlin des deutschen Kaisers Wilhelm II., 
Viktoria Augusta, erhob Anspruch auf die beiden Herzogtümer und fand bei 
den deutschen Fürsten, wie bei dem deutschen Volke, zumal in Süddeutschland, 
warme und begeisterte Unterstützung. So trat auch an die bayerische
	        
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