Ii
s
In der Schule.
9
Rechtzeitig stellte sich am andern Morgen Albrecht ein und
verkroch sich in der dunklen Ecke. Regungslos saß er da zwei
Stunden lang und lauschte dem Unterricht des Doktors, der
seinen Schüler im Latein und der Astronomie unterwies.
Der Horcher war ganz glückselig, so lange er eben horchen
konnte, danach aber kamen ihm die Thränen, denn nun wußte
er erst recht die Jämmerlichkeit des Unterrichts in der Sebaldus—
schule zu verstehen, und mit betrübtem Herzen saß er andern
Tages wieder auf der Schulbank.
Um sein Elend voll zu machen, mußte er heute auch noch
ein Donnerwetter des Zorns aus dem Munde des Schulmeisters
über sich ergehen lassen und die Rute auf seinem Rücken fühlen, da
der Träumer den Worten des Lehrers wenig Beachtung schenkte.
Den Eltern fiel das stille, verstörte Wesen des Sohnes
auf, und der Vater fragte ihn eines Tages nach der Ursach.
Lange wollte der Albrecht nicht mit der Sprache heraus,
bis er endlich bekannte und Klage führte über die traurige Zucht
der Schule und die dürftige Frucht des Unterrichts. Der Vater
aber tröstete ihn: „Wer langsam geht, kommt auch zum Ziel.
Thue nur das Deine und übe allen Fleiß, daß dir Herr Burgs—
dörffer hold werde, so wirst du mit den Jahren schon lernen,
was dir not ist. Hüte dich aber vor Hochmut und eitlem Sinn,
mein Sohn! Siehe nicht auf die, so höher stehen, denn du,
neide nicht den Wilibald um seine bessere Lehre. Gedenke, daß
du eines Handwerkers Sohn bist und einmal bei deinem Vater
in der Werkstatt stehen sollst. Ein Goldschmied mag der Ge—
lahrtheit wohl entraten.“
Dieses natürliche Trost- und Mahnwort zusammen mit
der Mutter alltäglichem: „Geh im Namen Christi“ that denn
auch auf den Knaben seine Wirkung, daß er mit neuem Eifer
in die Schule ging.