fullscreen: Zu Nürnberg

78 
nennet. Schier schwindelt ihm von all' dem Unbekannten, das 
dem heimattrunkenen Auge sich bietet. Männiglich blicket ihm 
nach und fragt „wer mag der landfremde Mann wohl sein? 
Ein weidlich Geselle, doch schier ein Schlaftrunkener!“ 
„Landfremd in der Heimat,“ also fühlet sich der Wanders— 
narnn. 
Jetzund lenkt er den zweifelnden Schritt über die Füll), 
dem Ober-Wöhrd zu. — Gedenket er doch des gemütlichen Wirts— 
hauses, an der Ecke des Ober-Wöhrd und des Hutergäßleins, bei 
der Almosmühl' gelegen, allwo er in fernen Jugendjahren so 
nanche Kanne geleeret. 
Im „Bärleinhuter“ war's, da hatten ihm vor 22 Jahren 
die Genossen den Johannissegen zugetrunken, ehe er von dannen 
zog, in's welsche Land. 
Dorthin verlangt es ihn mit stürmischem Begehr — dort 
will er den ersten Trunk sich kredenzen lassen, so er genießet in 
den Mauern der Stadt, die ihn geboren hat. 
Wohl kommt er noch an manch' neuem Steinhaus vorbei, 
das die „Neustadt“ auf dem linken Pegnitzufer kennzeichnet und er 
nicht kennet; doch auch Altbekanntes heimelt ihn an. Wie klappern 
seinem Ohre so altvertraut die Räder der Schwabenmühle, wie 
klingt ihm so heimatlich das Rauschen des Fischbaches, der mit reiß— 
endem Gefälle in seinem eingepferchten, künstlichen Bette das 
Ober-Wöhrd durchströmet, dieweil ein anderer Arm allbereit als 
letztes Beweisstück seiner ungebrochenen Kraft mit geschäftigem 
Eifer die Almosmühle im Hutergäßlein treibt. Solches geschieht 
kurz vor seiner Mündung in die Pegnitz. — 
Der Mann betritt die niedere Schenkstube des Wirtshauses 
zum „Bärle“ — auch Bärleinhuter benamset. Hier ist noch 
ellles, wie er es vor Jahren verlassen. Nur sitzet der Wirt — 
dazumal ein rüstig Mannsbild — als welker Greis— auf der 
Ofenbank und schnitzet dem Eniklein 2), so zu seinen Füßen spielet, 
Pfeile für die Armbrust. — An seiner Statt gehet der Sohn, 
1) Heute Kaiserstraße. 2) Enkelchen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.