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nennet. Schier schwindelt ihm von all' dem Unbekannten, das
dem heimattrunkenen Auge sich bietet. Männiglich blicket ihm
nach und fragt „wer mag der landfremde Mann wohl sein?
Ein weidlich Geselle, doch schier ein Schlaftrunkener!“
„Landfremd in der Heimat,“ also fühlet sich der Wanders—
narnn.
Jetzund lenkt er den zweifelnden Schritt über die Füll),
dem Ober-Wöhrd zu. — Gedenket er doch des gemütlichen Wirts—
hauses, an der Ecke des Ober-Wöhrd und des Hutergäßleins, bei
der Almosmühl' gelegen, allwo er in fernen Jugendjahren so
nanche Kanne geleeret.
Im „Bärleinhuter“ war's, da hatten ihm vor 22 Jahren
die Genossen den Johannissegen zugetrunken, ehe er von dannen
zog, in's welsche Land.
Dorthin verlangt es ihn mit stürmischem Begehr — dort
will er den ersten Trunk sich kredenzen lassen, so er genießet in
den Mauern der Stadt, die ihn geboren hat.
Wohl kommt er noch an manch' neuem Steinhaus vorbei,
das die „Neustadt“ auf dem linken Pegnitzufer kennzeichnet und er
nicht kennet; doch auch Altbekanntes heimelt ihn an. Wie klappern
seinem Ohre so altvertraut die Räder der Schwabenmühle, wie
klingt ihm so heimatlich das Rauschen des Fischbaches, der mit reiß—
endem Gefälle in seinem eingepferchten, künstlichen Bette das
Ober-Wöhrd durchströmet, dieweil ein anderer Arm allbereit als
letztes Beweisstück seiner ungebrochenen Kraft mit geschäftigem
Eifer die Almosmühle im Hutergäßlein treibt. Solches geschieht
kurz vor seiner Mündung in die Pegnitz. —
Der Mann betritt die niedere Schenkstube des Wirtshauses
zum „Bärle“ — auch Bärleinhuter benamset. Hier ist noch
ellles, wie er es vor Jahren verlassen. Nur sitzet der Wirt —
dazumal ein rüstig Mannsbild — als welker Greis— auf der
Ofenbank und schnitzet dem Eniklein 2), so zu seinen Füßen spielet,
Pfeile für die Armbrust. — An seiner Statt gehet der Sohn,
1) Heute Kaiserstraße. 2) Enkelchen.