Volltext: Festschrift gewidmet den Teilnehmern an der 32. Wanderversammlung Bayerischer Landwirthe in Nürnberg vom 12.-14. Mai 1895

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Also können und wollen Ihre Herrlichk. solchem Unfug und Betrug, 
länger nicht zusehen: Sondern gebieten hiermit, allen Ihren Burgern, Schutz⸗ 
berdandten, wie auch Gärtnern, Beständnern, und allen andern, so sich 
in und um hiesige Stadt und Landschafft aufhalten, wer die auch seynd, ernst— 
lich; und wollen, daß sie und ein jeder furohin, bey Straff 10 Gulden, 
aller Vorkauffeley, Partiterey, und Verfälschung des Tobacks, auch Sträng— 
und Lundenmachens, allerdings sich enthalten, und wer den Toback selbst 
bauet, oder bauen läst, denselben, in Blättern, entweder zu offentlichen 
Marck, oder denen berechtigten und verpflichteten Toback-Händlern, bringen 
lassen sollen; dann da jemand hierwieder freventlich handeln wurde, gegen 
deme soll nicht allein mit angeregter Geldstraff ohnfehlbar verfahren, son— 
dern auch aller Toback, Sträng, Lunden und Pressen confiscirt, und sonsten 
nach gestalten Sachen Obrigkeitliches Einsehen dergestalt vorgenommen wer— 
den, daß andere vor dergleichen Unrecht und Betrug sich zuhüten, um so 
bdiel mehr Ursach haben sollen. Darnach wisse sich männiglich zu richten, 
und vor Straff und Ungelegenheit zuhüten. Decreétum in Senatu, 
den 19. Aprilis A. 1665.“ 
Auch sonst hören wir, daß die Bauern großen Betrug übten, die 
Blätter netzten, um ein größeres Gewicht zu er zielen. Dann suchten sie 
rich auch der Entrichtung des Schaugeldes, das für den Zentner Blätter 
auf 6 Kr. und für den Zentner Geiz!) auf 8 Kr. festgesetzt war, zu ent— 
„iehen. Der Tabakamtmann hatte schon bald darüber zu klagen. 1661 
berichtete er an den Rat, daß die Bauersleute fast allen Tabak aufkaufen 
ließen, ihn ohne Probe wegführten und nichts dafür ins Amt zahlten, 
vodurch den Bürgern die Nahrung entzogen würde. Auch kauften ihn die 
Juden auf. Überdies werde viel schlechter Tabak gemacht und man höre 
viel darüber klagen. 
Daraufhin wurde Lukas Dillherr angewiesen, ein Verzeichnis aller 
Personen in Nürnberg, die sich mit der Tabakfabrikation beschäftigten, zu 
übergeben, damit man daraus ersehen könne, ob auch alle das Bürgerrecht 
oder den Stadtschutz erworben hätten. Die Deputierten zum Tabakamt 
iber sollen in reife Erwägung ziehen, wie diesen Mißständen rechtzeitig 
vorgebeugt werden und insbesondere den Juden die Vorkäufelei abge— 
schnitten und verwehrt werden könne“. 
Ein weiterer Übelstand, der sich schon früher zeigte, bestand darin, 
daß auch die Bauern das Tabakmachen anfingen. Die Töchter eines ge— 
wissen Peter Fasold waren zu Anfang des Jahres 1660 aus der Arbeit 
getreten, hatten ihr Spinnzeug mitgenommen und zeigten den Bauern 
quf den Dörfern das Tabackmachen. So wurde denn schon der Tabak 
zu Fürth und Eltersdorf zugerichtet. Darauf verfügte nun der Rat 
y „Der Geiz“ oder „die Geize“ ist der aus der Blattachse nachwachsende Trieb.
	        
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