Anter den Vereinen, welche sich die Pflege der Musik in
unserer Stadt zur Aufgabe gestellt haben, nimmt der Privat—
Musikverein eine so hervorragende Stelle ein, daß es unrecht
wäre, wenn die Feier seines 25jährigen Bestehens nicht durch einen,
wenn auch nur kurzen Rückblick auf die Geschichte desselben, sowie
mit einer statistischen Übersicht über seine Leistungen markiert würde.
Nur verhältnismäßig wenige Mitglieder haben die fünf Lustra
seines Bestehens mit ihm durchlebt, und diejenigen, welche erst seit
wenigen Jahren an seinen Aufführungen sich erfreuen, haben zu—
meist keine Ahnung davon, welche Entwicklungsstufen der Verein
durchlaufen hat, bis er auf der Höhe angelangt ist, auf welcher er
sich heute befindet.
Wenn ich mir dies auszusprechen erlaube, so bin ich weit
entfernt von falscher Selbstzufriedenheit, die der Tod alles höheren
Strebens ist. Wir alle, die wir gegenwärtig dazu berufen sind,
den Verein in den ihm vorgezeichneten Bahnen zu erhalten, sind
uns sehr wohl bewußt, daß man bei der Pflege der Kunst sich
seine Ziele nicht hoch genug stecken kann. Und wenn ich von einer
Höhe spreche, auf welche sich der Verein im Laufe der Jahre er—
hoben hat, so meine ich viel mehr die Höhe seiner Bestrebungen,
denen er zu dienen sucht, als die Höhe seiner derzeitigen Leistungen,
deren öffentliche Wertschätzung der Vereinsleitung am wenigsten ge—
ziemen würde.
Wer die Entwicklung, die der Privat-Musikverein von 1862
bis 1887 genommen hat, an der Hand der Vereins-Akten und Pro—
gramme überblickt, dem drängt sich die Bemerkung auf, daß dieselbe
in dieser Zeit drei leicht zu unterscheidende Stadien durchlaufen hat.
Das erste derselben umfaßt die Zeit, in welcher der Schwer—
punkt des Vereinslebens in der geselligen Unterhaltung lag
und die Pflege der Musik hauptsächlich diesem Zwecke diente.
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