Volltext: Festschrift gewidmet den Teilnehmern an der 32. Wanderversammlung Bayerischer Landwirthe in Nürnberg vom 12.-14. Mai 1895

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— zur gleichen Zeit werden die ersten Frühlingsarbeiten wie Weinlegen 
und Heften, Rosensetzen, Abraupen und Mistfahren vorgenommen —, so 
muß wohl an eine andere Pflanze gedacht werden und zwar an Anasta-— 
tica hierochuntica, die Jerichorose oder Rosa sanctae Mariae. Diese 
Pflanze, in den trockenen Sandebenen Egyptens und Palästinas und an 
den Küsten Kleinasiens wachsend, wurde als eine Wunderblume angesehen 
und von den Wallfahrern als Andenken mitheimgebracht. Es ist wohl an— 
zunehmen, daß W. Imhof diese Pflanze aufzog und im Frühjahr durch 
Zudecken gegen die Einwirkung der Nachtfröste zu schützen suchte. 
Die auf Seite 35 erwähnten Rosen von Damaskus oder Damascener 
Rosen, die Wilibald Imhof in seinem Garten zog und die man damals 
wohl noch nicht lange in Nürnberg kannte, waren weiße Herbstrosen, die 
nach Stromer Seite 277 auch den Namen weiße Muskat- und Bisamröslein 
führten. 
Das wiederholt genannte Gartenbüchlein W. A. Stromers, das 
zuerst 1671 und in zweiter Auflage 1682 erschien, ist für die Feststellung 
der Nürnberger Gartenflora im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts von 
hervorragendem Werte. Wolf Albrecht Stromer von Reichenbach, ein 
Angehöriger der alten Nürnberger Patrizierfamilie dieses Namens, der 
von 1636 bis 1702 lebte, widmete sich in seinen Nebenstunden, die ihm 
bei der nicht gerade schweren Arbeitslast eines alten Genannten im Rat 
(1687-1702) reichlich zu Gebote standen, mit großem Eifer der edlen 
Gartenkunst 
Nach dem Vorbilde und unter Benutzung des Gartenbüchleins des 
Rostocker Professors Petrus Laurenberg gab er in seiner vorerwähnten 
„edlen Gartenwissenschaft“ zunächst in einem allgemeinen Teile Vorschriften 
über die Bearbeitung des Bodens, die Behandlung der Gewächse und die An— 
legung des Gartens. Ungleich wichtiger für uns ist der zweite Teil seines 
Büchleins, worin er den Inhalt des Baum- und Blumengartens nach den 
einzelnen Gewächsarten vorführt. Weil er sich hinsichtlich der Auswahl 
in angemessenen Grenzen bewegt, nicht etwa alle und auch nicht vorzugs⸗ 
weise die ausländischen Gewächse, wie sie der botanische Garten, der 
Hortus meédicus, enthielt, berücksichtigt, sondern im allgemeinen nur solche, 
die in einem größeren und feineren Patrizier⸗ oder Bürgergarten, der 
allerdings auch seine Winterung hatte, gehegt und gepflegt wurden, so 
bieten seine Mitteilungen für uns ein höheres Interesse, weil sich daraus 
für die weitere Verbreitung der aufgeführten Gewächse ein Schluß ziehen 
läßt. Wie wir sehen werden, beschränkt er den Inhalt seines Gartens 
keineswegs auf die eigentlichen Gartengewächse, sondern er nimmt auch 
zuweilen einheimische, wildwachsende Pflanzen auf, wenn sie nur vermöge 
ihrer äußeren Beschaffenheit und Bildung mit dem Charakter des Gartens 
in Einklang zu bringen sind.
	        
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