Volltext: Festschrift gewidmet den Teilnehmern an der 32. Wanderversammlung Bayerischer Landwirthe in Nürnberg vom 12.-14. Mai 1895

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Hasen losließ und darauf mit seinen Kavalieren und einer Meute Hunde 
Jagd machte. 
Doch kehren wir zum Wirthschaftsbetrieb zurück. Die immer mehr 
steigenden Bedürfnisse einer wachsenden Stadt verdrängten hier allmählich 
die alte Dreifelderwirtschaft und führten schon früh zu einem intensiveren 
Anbau. Infolge der verfügbaren großen Mengen an Dungstoffen, welche 
die Stadt lieferte, war es möglich, zur Feldwirtschaft ohne Brache über— 
zugehen. Und von da bis zur freien Wirtschaft, welche bei be— 
deutender Düngung eine ungebundene Fruchtfolge zuläßt, und weiterhin 
bis zur Feldgärtnerei, wie sie im Knoblauchland gern gepflegt wird, 
war kein allzu weiter Weg. 
Die Art der Bearbeitung des Bodens war im ganzen wohl die— 
selbe wie heutzutage. Gewende oder, wie man heute sagt, Gewender, 
kannte man schon im Anfang des 16. Jahrhunderts und längst vorher. 
Das Anhäufen des Bodens zu Beeten oder Bifängen ist nicht minder alt. 
Auch die Geräte, deren man sich zum Ackerbau und zur Feldgärtnerei 
hediente, reichen in die ältere Zeit zurück und sind andererseits wieder 
dieselben, die auch der Knoblauchbauer von heute anwendet. Außer den 
iltesten Ackergeräten wie Pflug und Egge, Mist- und Heugabel, Sense 
und Sichel und den nicht minder alten Gartengeräten wie Spaten und 
Schaufel, Rechen und Haue begegnen uns im 16. und 17. Jahrhundert 
fast alle die heute noch gebräuchlichen Feld- und Gartenwerkzeuge, der 
Kral, Kräuel oder Misthaken, die Fretten oder Jäthaue, die Heppen 
Hippe) oder das Gartenmesser, das Stopfmesser, der Zerrechen, der Gras— 
stumpf, der Rübengrübel oder Gräbel, die Stock- oder Reuthaue, der Sü— 
rechen, die Flachsbreche und die Flachsriffel, die Halmbank, die Reiter 
grobes Sieb) und das Sieb, das Sümmer, die Metze und das Diethäuflein. 
An Getreidearten wurden an erster Stelle gebaut: Roggen (Korn)— 
Weizen, Gerste, Hafer, aber auch Dinkel (Kern), Hirse und Heidel; an 
Hülsenfrüchten: Erbsen, Kichererbsent), Linsen, Wicken und Bohnen (og. 
Saubohnen); an Olfrüchten: Lein, Hanf und Mohn; an Gemüsen und 
Sämereien: Zwiebeln, Kraut und Rüben, außerdem noch Flachs. Das 
älteste Nurnberger Herrengültverzeichnis v. J. 1850 etwa enthält alle diese 
Felderzeugnisse. Damit stimmen die späteren Verzeichnisse beinahe vollständig 
überein, so die aus den Jahren 1486 und 1476. Besonders der Dinkel. 
oder Spelt war zeitweilig, so nachweisbar im 16. und 17. Jahrhundert, 
eine sehr beliebte Getreideart, die anstatt des Weizens verbacken wurde. 
Es muß doch als höchst auffällig bezeichnet werden, daß seit dem Anfange 
des 16. Jahrhunderts (1505) Roggen (Korn) und Dinkel (Kern), und nicht 
etwa auch Weizen, als die beiden Backgetreide gelten. Auch Heidel 
) Nicht etwa Cicer arietinum (Kaffeerbse), sondern Lathyrus sativus (deutsche 
oder Kichererbse, „Erbis“, Blatterbse.)
	        
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