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Kirche und Schule
schüler die Volksbildungskurse nicht mehr besuchen. Im Berichtsjahre wurde ein Vorkurs zum
Eintritt in die Höhere Technische Staatslehranstalt angegliedert, der sich im ersten Jahre vor—
züglich bewährt hat.
Höohere Mädchenschulen. Wegen Kohlenmangel mußte der Unterricht eine Woche
ganz, während der kalten Monate an den Samstagen ausgesetzt werden. Die Spielkurse wurden
an 2 Nachmittagen in der Woche auf der Wöhrder Wiese und im Luitpoldhain abgehalten. Außer
dem üblichen Schulausfluge fanden seitens einiger Klassen Besichtigungen der Nürnberger
Kirchen, der historischen Häuser, des Germanischen Museums und der wichtigsten Kunstdenk—
mäler statt. Mehrere Wanderungen waren eigens naturwissenschaftlichen Belehrungen gewidmet.
Die Mädchen der Frauenschule durften abwechselnd den Sprechstunden an der Mutterberatungs⸗
stelle beiwvohnen. Es wurde ein Elternbe irat gebildet. Ein Schülerinnenausschuß kam
nicht zustande. Das Schulgeld wurde mit Wirkung vom Schuljahre 1920/21 für alle Klassen
einheitlich auf 200 46 erhöht. Das Schulhaus Labenwolfstraße 10, das 5 Jahre lang als Lazarett
gedient hatte, konnte anfangs des Schuljahres wieder seiner eigentlichen Bestimmung zurück⸗
gegeben werden.
Städtische höhere Handelsschule (für NKnaben). Im Schuljahr 1919/20 ergaben sich
für die städtische höhere Handelsschule besondere Schwierigkeiten dadurch, daß schon vom Beginn
des Schuljahres an einzelne Klassen in ein anderes Gebäude verlegt und vom Oktober ab die
Anstaltsräume an die Handelshochschule überlassen werden mußten. Die Handelsschule selbst
wurde vom gleichen Zeitpunkt an in Räume der Kunstgewerbeschule verlegt. Die damit ver—
bundenen Störungen blieben nicht ohne ungünstigen Einfluß auf die Leistungen der Schüler.
Handelsschule für Mädchen. Die Spielkurse mußten leider auch in diesem Schul—⸗
jahre ausfallen, da kein geeigneter Spielplatz zur Verfügung gestellt werden konnte, was im
Interesse der Schülerinnen, die keinen Turnunterricht haben, sehr zu bedauern ist. Auch an
dieser Schule mußte der Unterricht wegen Kohlenmangel teilweise eingestellt werden.
Handels hochschulkurse. Diese Einrichtung wurde mit Beginn des Wintersemesters
1919/20 aufgelöst.
Freie Hochschule. Zum Entstehen der Stiftung für Errichtung und Betrieb einer
Handels- und Volkshochschule in Nurnberg wurde am A. August 1019 die staatliche Genehmi—
zung erteilt. Im Wintersemester 1919/ 20 wurde zunächst die Abteilung für Handelswiss en⸗
sch aft en unter dem Namen „Handelshochschule Nürnberg“ errichtet. Als Dozent für Privat⸗
wvirtschaftslehre wurde Dr. Rieger aus Straßburg gewonnen, dem auch die Leitung der
Handelshochschule übertragen wurde. Es wurde der in der Stiftungsordnung vorgesehene
Verwaltungsrat gebildet.
Im Wintersemester 1919/20 waren 180 Studenten und 92 Sörer immatrikuliert. Die
allgemeinen Vorlesungen der Zandelshochschule (später Volkshochschule) wurden in 6500 Einzel⸗
einschreibungen von rund 3000 Personen besucht. Als Unterrichtsräume standen der Handels—
hochschule zur Berfügung: Lehrsäle im Schulhaus Findelgasse 7, ferner Hörsäle im Luitpold—
haus und der große Hörsaal der Landesgewerbeanstalt; vom Sommersemester 1920 ab wurden
die fämtlichen Zimmer des II. und III. Stockes des Schulhauses Findelgasse 7 der Handels—
hochschule eingeräumt.
NMaͤchstehend folgt die Stiftungsordnung der Freien Hochschule Nürnberg und die Satzung
der Handelshochschule Nürnberg.
Stiftungsordnung der Freien Hochschule Nürnberg.
81.
Die städtischen Kollegien Nürnbergs errichten in Nürnberg eine Freie Hochschule für Handel, Industrie und
allgemeine Volksbildung.