nicht ein einziger Ortsname, der auf slavischen Ursprung!) zurückgeführt
werden müßte. Dagegen sind die Namen der zuerst auftretenden Ort—
schaften samt und sonders deutsch. Wichtiger sind für uns noch die hier
so zahlreichen Ortsbezeichnungen, die auf „Reut“ ausgehen. Sie lassen
darauf schließen, daß die Orte auf- Rodungen von Deutschen angelegt
worden sind. Und daß gerade die älteste Ansiedelung des Knoblauch—
landes, Poppenreuth, wie aus dem Namen zu schließen, von einem
deutschen Kolonisten namens Poppo gegründet wurde, muß für unsere Auf—
stellung als schwer ins Gewicht fallend noch besonders hervorgehoben werden.
Wenn auch die Slaven in größeren oder kleineren Massen sich
diesem Gebiete auf allen Seiten mehr oder weniger genähert haben, so sind
sie doch nicht in dasselbe eingedrungen, haben sich wenigstens hier nicht
dauernd niedergelassen und aus dem dürren Waldesboden ein blühendes
Kulturland geschaffen. Als Nürnberg — etwa zwischen 1025 und 1050 —
entstand, da war die Macht der Slaven längst gebrochen und sie wurden
nach und nach durch die überlegene deutsche Kultur deutschem Wesen an—
geglichen. War doch das Bistum Bamberg von König Heinrich II. i. J. 1007
als ein Bollwerk gegen das Slaventum und als eine Pflanzstätte des
Christentums und der Kultur gegründet worden. Und Nürnberg, das uns
1050 zum ersten Male entgegentritt, sollte es denn nicht wohl auch an—
gelegt worden sein, um die ausgedehnten Domainen, in deren Mitte es
gelegen war, dem Reiche zu erhalten und zugleich gegen ein etwaiges Vor—
dringen der Slaven Schutz und Trutz azu bieten? So war Nürnberg
keine slavische Gründung.
Und wenn die Stadt erst so spät in die Geschichte eintritt, so ergibt
sich daraus für uns ein weiterer wichtiger Schluß. Dann muß nämlich
der Anbau des umliegenden Landes zum Teil und zwar, wie uns be—
dünken will, zum weitaus größeren Teil noch aus jüngerer Zeit stammen.
Es ist bekannt, daß Nürnberg nach kurzem Bestehen hauptsächlich infolge
der Wallfahrten, welche die Wunderwirkungen des Schutzheiligen der Stadt,
des h. Sebald, hervorriefen, seit den 70er Jahren des 11. Jahrhunderts
einen gewaltigen Aufschwung nahm. Mit dem raschen Wachstum und
1). Mögeldorf, Muggendorf, ja Hummelstein werden gern als slavisch ange—
sprochen. Mögeldorf und Muggendorf lassen sich ebensogut auf deutsche Sprach—
wurzeln zurückführen und bezüglich Hummelsteins mag die Thatsache von Interesse
sein, daß daselbst 1484 der Rat dem Niklas Hummel 5 Weiherlein vererbte.
Auch Schmausenbuck kann nicht als slavisch angesprochen werden. Das Wort ist
zusammengesetzt aus dem Namen eines Nürnberger Bierbrauers des 17. Jahr—
hunderts, nach dem auch die in Nürnberg noch begegnende Schmausengasse und
der ehemalige Schmausengarten benannt wurden, und dem Wort Buck — Hügel.
Vergl. auch Buckel oder Puckel. Auch Rednitz und Pegnitz — Regnitz ist früheren
Urkunden unbekannt — werden als deutsche Namen gedeutet. S. Anzeiger für
Kunde der deutschen Vorzeit. Aufsatz von Dr. Ebrard im Jahrg. 1864 S. 430.