—O 9. Festliche Veranstaltungen vor der Feier
Herrlich und groß wächst die Pflanze auf,
Die in gelockerter Scholle Wurzel schlug,
Aus ihrem Mutterboden saugt sie sich Vollkraft.
Blüten und Blätter prangen in Farben ihr
Gesättigt und schön. In Zeichnung und Form ist
Abweichend sie oft von anderen ihrer Art,
Und trägt sie den Dorn, so ritzet er scharf.
In jeder Faser wogt ihr der Saft,
Ward doch durch des Erdreichs Zerwühlung,
In dem sie fußt, im Grunde Ruhendes,
Gährendes, Mächt'ges emporgetragen
Zur Oberfläche, und sie berührt's
Mit den feinen Wurzeln, sich Nahrung ziehend
Aus neuen Stoffen. So entfaltet sie sich,
Ist markig ihr Stamm, gesund der Keim,
Aus dem sie emporwuchs, zu seltner Schönheit,
Sonnenwärts tragend das kräft'ge Haupt.
Ihr gleicht der Mensch, der geboren ward
In wildbewegter, denkwürd'ger Zeit.
In ihm pulsieret ein frisches Leben,
Denn aus dem Neuen entnimmt er die Triebkraft.
Thatendrang schwellt die geweitete Brust ihm,
Originelles keimt in ihm auf, er reget die Hände
Schaffensfreudig. Ist Großes und Gutes
Ihm geprägt in die ahnende Seele,
Lodert es auf und drängt ihn vorwärts.
Hellsehend wird er, ihn küßt das VLicht!
So ward Hans Sachs, der zum Leben erwachte
In Nürnberg, als es in strahlendster Größe
Ragte aus allen deutschen Städten
Und ringsum aus Untergehendem sich
Aus Irrnis und Wirrnis Neues emporrang,
Groß durch die Kraft, die in ihm schlummerte,
Groß durch die Stadt, die den Ihren ihn nannte
Groß durch die Zeit, in der er emporwuchs,
Groß aber vor allem durch seine Schlichtheit,
Die ihn bewahrte, daß er in der Gährung
Der wilden Zeit nicht haltlos zerfiel.
Seine wucht'ge Gestalt mit den markigen Zügen,
Den treuen Augen, dem wallenden Bart:
Sie spiegelte wider sein kernig Wesen.
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