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II. Die Festtage 6
„um die Dichtung, so hat er sich auch um die kunstgerechte
Aufführung verdient gemacht und nicht nur eine alle
Einzelheiten berücksichtigende Regie geübt, sondern auch selbst
als Schauspieler mitgewirkt.
Die Mehrzahl seiner Schwäntke und Fastnachtspiele, in
denen sein unverwüstlicher Humor die größte Triumpfe feierte
und seine frohe Laune die tollsten Sprünge machte, gehören
der zweiten Hälfte seines Lebens an, nachdem er durch ernstes
Ringen den sicheren Standpunkt gewonnen hatte, von dem aus
man in die Tiefen und Abgründe des Lebens zu blicken vermag,
ohne dabei die Ruhe der Seele und die Heiterkeit des Gemüts
zu verlieren. Wenn er so in seinem traulich behaglichen
Stübchen saß und seine Verse niederschrieb, während das warme
Sonnenlicht durch die Butzenscheiben fiel und die lustigen Strahlen
auf den ringsumliegenden Büchern und dem Gerät an der
Wand spielten, so mochte er wohl dem heil. Hieronymus im
Gehäus gleichen, wie ihn Dürer auf seinem köstlichen Kupfer—
stiche dargestellt hat. Die ganze Persönlichkeit des Hans Sachs
hat etwas ungemein Gemütliches und erscheint wie der Typus des
gewissenhaften, grundehrlichen deutschen Bürgers, der sich von
keiner Leidenschaft hinreißen läßt, der nicht heute so und morgen
so gestimmt ist, sondern der ruhigen Sinnes die Dinge betrachtet,
überaus gründlich erwägt, bevor er urteilt, dann aber auch mit
Zähigkeit und Beharrlichkeit an seinen Anschauungen festhält.
Das zeigt uns sein Verhalten in den Tagen, als die von Luther
ins Leben gerufene religiöse Bewegung die Geister in Nürnberg
erregte. Wie Dürer suchte er sich alle Schriften zu verschaffen,
mit denen sich Luther an das Volk wandte und vertiefte sich
in deren Studium.
Und so gründlich nahm er es damit, sich in die seinem
Wesen so sehr entsprechende neue Lehre einzuleben, alle auf—
tauchenden Zweifel zu dämpfen und niederzukämpfen und einen
allen Anfechtungen Trotz bietenden Standpunkt zu gewinnen,
daß sein liederreicher Mund verstummte und seine Dichtkunst“