Volltext: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

»Il. Die Festtage 4 
„Dichtungen, in dem einaktigen Spiel: „Wie Gott der Herr 
Adam und Eva ihre Kinder segnet,“ macht er einmal auf 
sein Handwerk eine köstliche humoristische Anspielung. Nach— 
dem der Herrgott die ersten vier Kinder gesegnet und sie zu 
hohen Würden und Lebensstellungen (König, Ritter, Burge— 
meister und Kaufmann) bestimmt hat, bringt ihm Eva noch 
die andern vier Kinder, die sie bis dahin wegen ihres gar— 
stigen Aussehens und ihrer vernachlässigten Erziehung vor 
dem Herrn verborgen hatte. Der Hergott bestimmt diese nun 
zu den Vertretern der arbeitenden und niederen Stände, und 
als er beim ersten beginnt: „Du sollst werden ein Schuster,“ 
macht der schalkhafte Dichter die Aumerkung: „Eva kratzt sich 
in den Kopf.“ — Demungeachtet läßt er dann den Herrn die 
Notwendigkeit der Standesunterschiede in so überzeugender 
Weise darlegen, daß wir darin das beste Programm für eine 
auf Vernunft gegründete Sozialpolitik erkennen. Wie groß 
und rein steht dieser Mann mit der Gesundheit seiner An— 
schauungen und der Bescheidenheit seines Sinnes den maß— 
losen Ansprüchen und Herrschaftsgelüsten der heutigen Sozial— 
demokratie gegenüber! Er schätzte wie irgend einer das Hand— 
werk und den Wert der Arbeit; aber er wollte nicht, daß der 
Handwerker mit Neid auf andere Stände blicke, sondern daß 
er mit seinem Los zufrieden sei und in seinem Berufe seine 
Schuldigkeit thue. 
Diesen seinen Sinn für Recht und Gesetz wie für die 
gesellschaftliche Ordnung habe ich ganz besonders in meinem 
gestern hier aufgeführten Festschauspiel zum Ausdruck zu 
bringen gesucht. — Und da ich hier von meiner Dichtung rede, 
gestatten Sie mir, daß ich daran sogleich eine weitere per— 
sönliche Bemerkung anknüpfe. 
Außer diesem Schauspiel, das ausschließlich nur für 
Nürnberg bestimmt war, habe ich ein anderes und kürzeres 
Festspiel geschrieben, das heute im Berliner Königlichen Schau— 
spiel zur Aufführung gekommen ist und, wie mir soeben“
	        
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