Volltext: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

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II. Die Festtage — 
„suchen hatte daher der erste Vorsitzende des Gesamtausschusses 
die Güte, für einen andern Festredner dieses Abends Sorge 
zu tragen, und ich danke es dem Herrn Franz Dittmar, daß 
er durch so späte Übernahme der ursprünglich mir zugedachten 
Aufgabe mich von einer Besorgnis befreit hat, die sich zuletzt 
als überflüssig erwies. 
Wenn ich nun dennoch zu Ihnen einiges in diesem 
Saale spreche, so werden Sie schon aus dem erwähnten Um— 
stand entnehmen können, daß Sie keinen ausgearbeiteten Vor— 
trag zu erwarten haben. Und nachdem Sie schon mehrere 
gehaltvolle Reden an diesem Tage und noch an diesem Abend 
gehört haben, kann ich mich um so kürzer fassen. Ja, ich selbst 
habe über den merkwürdigen Mann, den wir feiern, im Laufe 
vieler Jahre schon so viel geschrieben und auch gesprochen (in 
meinen vor Jahren gehaltenen Vorträgen), daß mir zu thun 
fast nichts mehr übrig bleibt. 
Hans Sachs, den wir wegen seiner Geistesgaben und 
seines Fleißes bewundern, wegen seines makellosen Charakters 
lieben, bietet ja auch als Dichter keine geheimnisvollen Tiefen 
gleich andern und größern Dichtern. Was er empfand, was 
er dachte und wollte, das ist bei ihm alles klar ausgesprochen, 
so daß man von ihm nicht behaupten köunte, er sei für die 
literarisch-ästhetische Forschung unerschöpflich. Aber aus allen 
seinen Dichtungen — und es sind deren, wie Sie wissen, erstaun— 
lich viele — tritt uns eines immer wieder entgegen, das uns 
ihn lieb macht: die Klarheit und Gesundheit seines Geistes 
wie die Reinheit seines Herzens. Ich gestehe deshalb ohne 
weiteres, daß mir in Hans Sachs der Mensch viel höher 
steht als der Dichter. Wohl aber spricht es auch wieder 
für den letzteren, daß wir aus dem Dichter immer den Menschen 
kennen lernen, lieben und würdigen.“ Wie in seiner freund— 
lichen Milde, in seinem tiefen Gefühl für Recht, Ordnung 
und Gesetz, zeigt sich der reine Mensch bei ihm in der Art 
seiner echten und wahrhaften Frömmigkeit, die ihn so recht“
	        
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