Volltext: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

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—1. Die Festtage 
„vielen Orten behufs Aufführung erbat, auch durch äußere 
Zeichen Hochachtung zu erweisen. 
Wer Menschen gründlich konnt' erfreuen, 
Der darf sich vor der Zeit nicht scheuen 
Hanus Sachs, das Urbild echten lutherischen Bürgertums, 
als Mensch wie als Dichter einer der „derbständigsten“ *) 
unter den derbständigen Menschen seiner Zeit, ein Veitreter 
des deutschen Volkstums in einem großen entscheidungsvollen 
Augenblicke unserer Entwickelung, wurde auch nach seinem Tode 
in Wort und Bild hochgeehrt. Als man ihn gering achtete 
und verhöhnte, geschah es unter dem Drucke der Auslands— 
sucht. Sobald aber Deutschland sich auf sein Volkstum wieder 
besann, als Goethe die deutsche Literatur von der Ausländerei 
befreite, da sang er zur Ehrenrettung des Hans Sachs und 
fand begeistetten Anklang. Und so ist Hans Sachs auch nach 
den Siegen der siebziger Jahre seinen Landsleuten wieder in 
verdiente Erinnerung gekommen. Daß jetzt sein vierhundert— 
jähriger Geburtstag wie hier in diesem altehrwürdigen Saale, 
wie in der ganzen Stadt, so überall in deutschen Landen in 
dankbarer Freude gefeiert wird, ist ein glänzendes Zeugnis für 
die unverwüstliche Lebenskraft dessen, was er geschaffen hat. 
Möge diese glänzende Feier ein neuer Antrieb sein, den be— 
deutendsten Dichter des Reformationszeitalters immer genauer 
kennen, immer mehr schätzen zu lernen; er nahm die großen 
Gedanken seiner Zeit in sich auf und stellte sie seinem Volke 
in poetischer Verklärung vor Augen. Wegen dieser seiner 
Wirksamkeit hätte ihm eine Stelle am Wormser Lutherdenk— 
male gebührt, wie Kaulbach ihm in seinem Reformationszeit— 
alter einen Platz angewiesen hat. So lange die Wirkungen 
der Reformation fühlbar bleiben, wird man auch von den“ 
) Das Wort derbständig hat Goethe geschaffen, als er auf dem 
Wege von Schaffhausen nach Stäfa gemalte Fenster aus dem 16. Jahr— 
hundert fand, die kräftige Männer zeigten. Goethes Werke (Hempel) 26, 1183.
	        
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