Volltext: 1834-1884 (2. Band)

Feuerbachs Wandelbarkeit. 
auch jedes Satzglied eine unlautere Zurechtlegung oder kunstgerechte 
Verdrehung der Wahrheit: Zeuge Weickmann bleibt ungenannt, und 
Zeuge Beck wird verleugnet; nicht Weickmann wurde den Kaspar 
gewahr, welcher dastand und einem Betrunkenen ähnlich 
sich vorwärts zu bewegen mühte, ohne gehörig aufrecht stehen 
und seine Füße regieren zu können, sondern — nun, wir wissen 
aus beschworenen Zeugenaussagen, was in den exsten Stunden wirk— 
lich vorgefallen ist. Auch nahte sich der erwähnte Bürger nicht 
dem Fremdling, und hielt ihm nicht einen Brief sent— 
gegen, sondern Kaspar schritt vom Bärleinhuterberg herab auf 
zwei Bürger zu, fragte nach dem Weg und holte erst unterwegs 
den Brief aus der Tasche. Dieser Lügensockel Feuerbachs trägt nun 
aber überall die Kasparlegende, nur trug der gläubige Gestaltungstrieb 
immerfort neue Verzierungen auf. Die Albersdorf (im 14. Kapitel) 
begleitete ihren Kaspar persönlich durch Feuerbachs Hallerthörchen. 
Bei Vehse) erregt Kaspar, durch „sein kindisch ungeschicktes 
Bemühen, sich vorwärts zu bewegen, citrotzdem doch nie— 
mand sich des Burschen erinnert hat!) allgemeines Aufsehen 
und ungewöhnliche Theilnahme. In der Polizeiwachtstube 
wim merte er, brachte nur kurze unverständliche Sätze hervor, 
konnte aber in fast (72) leserlichen Zügen seinen Namen aufschreiben.“ 
) „Sonntag, den 24. April 1853. Nachmittags — kam Herr Dr. Vehse 
und blieb zwei Stunden; er hatte viel zu fragen, u. a. über Kaspar Hauser; 
dieser Kerl. und aller Wahn, der sich mit ihm verknüpft hat, ist mir zuwider wie 
das Tischrücken, und wie bei diesem ist auch alles Reden umsonst. Der alte Feuer— 
bach, der mit phantastischem Eifer in diese Geschichte sich ganz verbissen hatte, ist 
ein Hauptverbreiter des Wahns; der alte Hitzig half ihm als gläubiger Schildknappe 
in dieser Don-Quixoterei. Dr. Vehse wollte sich nicht ausreden lassen, was er sich 
fest eingeprägt hat, daß jener betrügerische Landstreicher ein entführter badischer 
Prinz sei! — Kritik, gefunde Kritik thut noth, die mit gehöriger Kenntniß aus— 
gestattet ist.“ K. A. Varnhagen von Ense, Tagebücher, X. (Hamburg, —1868),. 
S. 123. Im XIV. Bande (1870, S. 359) heißt es: „Donnerstag, den 
26. August 1858. Prof. Daumer, früher in Nürnberg, jetzt in Frankfurt 
am Main, ist in Mainz katholisch geworden. Er war schon einmal etwas gestört, 
dann ein völliger Unchrist, ein schlechter Kopf immer. Zur Bestätigung und 
zum Ueberfluß schreibt er auch wieder über Kaspar Hauser, über den er neue 
Fratzen vorbringt.“
	        
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