Porträtfälschung.
wurde, so muß K. H. einen wahrhaftigen Januskopf für beiderley
Konfessionen gehabt haben.“
In den letzten Wochen seines Lebens gab es für Feuerbach kein
Wunderkind Kaspar, keinen ungarischen Magnaten Kaspar, keinen
Prinzen Kaspar und keinen Kaspar von Guttenberg mehr. Ich denke,
bei diesem Resultate angelangt, können wir endlich ohne dogmatische
Brille Kaspar Hausers Konterfei betrachten. Kaspars Gesicht war
(Feuerbach S. 16) bei seiner Erscheinung „sehr gemein und, wenn es
in Ruhe war, fast ohne Ausdruck.“ Damit stimmt der Eindruck der
Albersdorf, die im Turm noch „nichts Außerordentliches“ an ihm
sah, und Tuchers Beschreibung: „Ich traf den Menschen vier Wochen,
nachdem er nach Nürnberg gebracht worden war. Er saß in seinem
Stübchen an einer niederen Bank auf einem kleinen Stuhle mit einer
Menge von Spielsachen beschäftigt. Wir standen lange hinter ihm,
um seine Beschäftigung zu beobachten; er hörte und bemerkte uns
nicht (7), wiewohl wir und seine Wärter ganz laut () mit einander
sprachen. Sein Gesicht sah etwa dem eines tölpischen Bauernjungen
ähnlich, die oberen Augenlieder waren etwas herabgesenkt, der untere
Teil des Gesichtes etwas vorhängend; struppiges, tief in die Stirne
hereinhängendes (d. h. bäuerlich geschnittenes) Haar.“
Feuerbach besaß „ein vortreffliches Pastellgemälde des ausge—
zeichneten Porträtmalers Herrn Greil (Kreul) zu Markt-Erlbach
von Hauser, welches den Unglücklichen in sprechender Ähnlichkeit dar—
stellt. Alle in Kupferstich oder Steindruck erschienenen Bilder,“ sagt
Feuerbach in Hitzigs Annalen, „sind entweder Karikaturen, oder gleichen
eher jedem andern als Kaspar Hauser.“ Das von Feuerbach belobte
„sehr sprechende Pastellgemälde“ haben wir vor dem J. Bande durch
den unfehlbaren Lichtdruck nachgebildet. Damit vergleiche man gütigst
die idealisierte Darstellung des „Prinzen Kaspar“ vor dem 8. Buche:
so hat Feuerbach „Kaspar Hauser“ auf einem Stahlstich darstellen
lassen!) Über die Wirkung dieser Fälschung belehren uns u. a. die
i Diesen Widerspruch deckt Feuerbach (S. 139) so zu: „Das diesem Werke
beigegebene, nach dem Originalgemälde des Herrn Greil verfertigte Bildnis ist zwar
sprechend ähnlich (9), zeigt aber nur den heiteren, freundlich lächelnden Kaspar.
Seit (1) Verfertigung dieses Bildnifses hat er sich merklich verändert.“ Eine