Volltext: 1834-1884 (2. Band)

Porträtfälschung. 
wurde, so muß K. H. einen wahrhaftigen Januskopf für beiderley 
Konfessionen gehabt haben.“ 
In den letzten Wochen seines Lebens gab es für Feuerbach kein 
Wunderkind Kaspar, keinen ungarischen Magnaten Kaspar, keinen 
Prinzen Kaspar und keinen Kaspar von Guttenberg mehr. Ich denke, 
bei diesem Resultate angelangt, können wir endlich ohne dogmatische 
Brille Kaspar Hausers Konterfei betrachten. Kaspars Gesicht war 
(Feuerbach S. 16) bei seiner Erscheinung „sehr gemein und, wenn es 
in Ruhe war, fast ohne Ausdruck.“ Damit stimmt der Eindruck der 
Albersdorf, die im Turm noch „nichts Außerordentliches“ an ihm 
sah, und Tuchers Beschreibung: „Ich traf den Menschen vier Wochen, 
nachdem er nach Nürnberg gebracht worden war. Er saß in seinem 
Stübchen an einer niederen Bank auf einem kleinen Stuhle mit einer 
Menge von Spielsachen beschäftigt. Wir standen lange hinter ihm, 
um seine Beschäftigung zu beobachten; er hörte und bemerkte uns 
nicht (7), wiewohl wir und seine Wärter ganz laut () mit einander 
sprachen. Sein Gesicht sah etwa dem eines tölpischen Bauernjungen 
ähnlich, die oberen Augenlieder waren etwas herabgesenkt, der untere 
Teil des Gesichtes etwas vorhängend; struppiges, tief in die Stirne 
hereinhängendes (d. h. bäuerlich geschnittenes) Haar.“ 
Feuerbach besaß „ein vortreffliches Pastellgemälde des ausge— 
zeichneten Porträtmalers Herrn Greil (Kreul) zu Markt-Erlbach 
von Hauser, welches den Unglücklichen in sprechender Ähnlichkeit dar— 
stellt. Alle in Kupferstich oder Steindruck erschienenen Bilder,“ sagt 
Feuerbach in Hitzigs Annalen, „sind entweder Karikaturen, oder gleichen 
eher jedem andern als Kaspar Hauser.“ Das von Feuerbach belobte 
„sehr sprechende Pastellgemälde“ haben wir vor dem J. Bande durch 
den unfehlbaren Lichtdruck nachgebildet. Damit vergleiche man gütigst 
die idealisierte Darstellung des „Prinzen Kaspar“ vor dem 8. Buche: 
so hat Feuerbach „Kaspar Hauser“ auf einem Stahlstich darstellen 
lassen!) Über die Wirkung dieser Fälschung belehren uns u. a. die 
i Diesen Widerspruch deckt Feuerbach (S. 139) so zu: „Das diesem Werke 
beigegebene, nach dem Originalgemälde des Herrn Greil verfertigte Bildnis ist zwar 
sprechend ähnlich (9), zeigt aber nur den heiteren, freundlich lächelnden Kaspar. 
Seit (1) Verfertigung dieses Bildnifses hat er sich merklich verändert.“ Eine
	        
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