Heraldisches.
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Treppe kamen, sah ich ein Bildniß stehen, welches in Ritterkleidung
ausgeschnitten oder ausgehauen war. Das Bildniß hatte auch ein
Schwerd(t) in der linken Hand.) Oben am Handgriff war ein
Löwenkopf angebracht. Dieser Ritter stand auf einer viereckigen ()
Säule, welche mit der Treppe verbunden und angemacht ist. Nach—
dem ich den Ritter eine Zeitlang angesehen hatte, führte mich das
Frauenzimmer die Treppe hinauf, den langen Gang vor und wollte
mit mir zu einer Thüre hineingehen. Die Thür war aber ver—
schlossen. Sie klopfte an, allein man machte nicht auf. Darauf
ging sie mit mir schnell zu einer anderen Thüre, und während sie
dieselbe öffnen wollte, erwachte ich.“ Schade! „Hätte ich den Punsch
nur lieber kalt bestellt“, sagte ein träumender Seemann, indem er
aufwachte, während das Wasser für den verlangten warmen Punsch
gekocht wurde.
Man sieht, die Traumbearbeitung „letzter Hand“ hat auch eine
neue Schlußscene hinzugedichtet, nach der Traumsymbolik offenbar
eine Art Thronberaubung, Flucht mit Frau Dalbonne u. s. w. Es
fehlt aber noch die rechte Kaspar-Heraldik! Daumer fragte ihn ein—
mal: „ob er sich keines Wappens erinnere, das sich in dem
(Traum-) Schlosse befunden. Von einem Wappen, sagte er, wisse er
Nichts. Er kannte weder Wort, noch Sache. Doch (sei er natürlich
nicht abgeneigt, ein sothanes „Wappen“ nachzuliefern — nein, Daumer
referiert anders: Doch) sei, äußerte er, inwendig über der Thür in
der Mauer ein Bild zu sehen gewesen, von dem er noch einige Vor—
stellung habe. Er zeichnete hierauf dasselbe; es war gleichwohl nichts
Anderes, als ein nur mangelhaft dargestelltes Wappen.“) Es befand
sich darin ein Quadrat und in diesem ein aufrecht stehendes Thier
von unbestimmter Gattung; außerdem machte er noch drei
sDie lhinke Hand ist Zuthat zu der weißen, steinernen Bild—
säule mit Schnurr- und Knebelbart und Halskragen, die 1828 in Kaspars
Schloß auf einem runden Sockel stand. Feuerbach machte den Sockel vier—
eckig, was gebräuchlicher ist.
2) Da in der guten alten Stadt Nürnberg derlei Dinger an Häusern zwar
zu sehen waren, Kaspar aber „weder Wort noch Sache kannte“ — nehmen wir
die ausgefragte Traumergänzung unbeanstandet als Inspiration an. — Linde.
vad. Linde, Kaspar Hauser. II.
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