neten Buchdrucker als Lehrer zu gewinnen. Tatsächlich wurde alsdann ein
Kollege als Fachlehrer bestimmt.
Am 5. Dezember 1916 wurde im VReichstage ein Gesetz angenommen,
das die Vaterländische Hilfsdienstpflicht für jeden männlichen Deutschen
bom 17. bis 60. Lebensjahre vorschreibt. Es blieb hierbei den Abgeord—
neten bloß die Wahl: Entweder Militarisierung aller wichtigen Betriebe
oder ein gewisser Arbeitszwang und eine gewisse Beschränkung der Frei⸗
zügigkeit. In unserem Beruf ist von diesem Produkt der Vot der Kriegs—
zeit fast gar nichts gespürt worden, so daß über Vachteile nicht berichtet
verden kann. Das Unternehmertum ist gegen dieses Gesetz gleich heftig
Sturm gelaufen, ein Beweis, daß im Veichstage die Vertreter der Ge—
werkschaften die Arbeiter vor den schlimmsten Gefahren bewahrt haben,
trotzdem ihre Stellungnahme zu und ihre Mitarbeit an dem Gesetz von
einem Teil der Arbeiter scharf bekämpft und verurteilt wurde. Beson—
ders sind es die Schlichtungsausschüsse, die es den Unternehmern angetan
haben, weil sie unparteiisch auch den Arbeitern zu ihrem Vechte verhelfen.
— Unser Arbeitsnachweis wurde als Hilfsdienstmeldestelle zugelassen und
soweit seine Vermittlungstätigkeit weiter ermöglicht.
Ein weiteres Kapitel, das hier kurz erwähnt werden muß, weil es für
uns Buchdrucker von einschneidender Bedeutung wurde, war die Papier⸗
not und Papierteuerung. Es war ungeheuer schwer für Firmen, die nicht
mit Zeitungs- oder Zeitschriftendruck beschäftigt waren, die nicht unum—
gänglich notwendige Verlagswerke herzustellen hatten oder nicht mit den
außerordentlich an Umfang zugenommenen Arbeiten für die Kriegs- und
Ernährungswirtschaft betraut waren, Papier zur Ausführung der noch
oorhandenen Aufträge zu erhalten. Die im April 1916 vom Veichskanzler
errichtete „Kriegswirtschaftsstelle für das deutsche Zeitungsgewerbe“ be—
schränkte den Papierverbrauch nach einer im Mai 1016 aufgenommenen
Verbrauchsstatistike gegen 1913 bis zu 30 Prozent, Ende 1917 betrug die
Beschränkung gegen das Jahr 1915 bis 47 Prozent. Gegen die Friedens—
zeit belief sihh die Umfangverminderung der Zeitungen zum Teil bis zu
7o Prozent. Zeitungspapier war Ende 1017 gegen Juli 1915 für 100 Kilo
uim Mk. 27.55 oder 125 Prozent gestiegen, dabei mußte die Zufuhr ins
Haus, die bisher im Preise steckte, seit 1910 extra bezahlt werden. Bei
Schreibpapieren, Kartons und Kuverts war eine 300— 1000prozentige
Preissteigerung nichts besonders auffälliges. Das Tarifamt der Deutschen
Buchdrucker, ebenso der Deutsche Buchdruckerverein und der Seitungs-—
berleger-Verein richteten an den Reichskanzler Eingaben zur Behebung
der Papiernot durch Bereitstellung von Rohstoffen (Holz und Altpapier),
don Arbeitskräften und Transportmitteln und vor allem von Kohlen für
die Papierfabriken. Bis zum Jahresschluß 1917 war dem Tarifamt aber
noch nicht einmal eine Antwort vom Veichskanzler zugekommen.
Die seit Beginn des Krieges aufgenommenen Statistiken geben ein
genaues Bild über die Einwirkungen des Krieges auf die Mitgliederzahlen,
die Einberufungen, die Unterstützungen in den verschiedensten Zweigen und
auf die Arbeitsverhältnisse Nürnbergs, sie zeigen aber auch, unter welch
schwierigen Bedingungen die Sewerkschaftstätigkeit im Kriege aufrecht zu
»chalten war. Das Gesamtbild bis Ende 1017 ist folgendes:
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