Kellerstudien.
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auf einem Transport dahin doch wohl wenigstens einmal bemerkt
haben, daß der Weg durch den Wald geht. Ich meine auch, daß
der Boden auf meinem Transport nach Nürnberg ungleich sandiger
und gelblicher war, als er in der ganzen Gegend ist, die wir durch—
reist haben.“ Zweck der Reise war die Wohnung des Meßners
Philipp Schrey auf Maria Hülf bei Neumarkt, wo 1) die untere
Wohnstube, 2) die Küche samt daran befindlicher Kammer und
Holzgewölbe, 8) der Keller im Hause, 4) die zur Kirche führende
Sakristei, 5) der der Kirche gegenüber helegene Keller wiederholt (wie
am 1. Dez. 1829) in Augenschein genommen worden sind. An J,
2 und 4 hatte Kaspar keine Erinnerung, 3 hatte zwar Aehnlichkeit
mit seinem Kerker, war aber „vielleicht noch einmal so breit.“ Auch
war „der Fußboden von schwarzer Farbe, locker und feucht, während
der Boden meines Kerkers dagegen von gelblicher Farbe, fest und
durchaus trocken war. Das Fenster im Keller“, so heißt es weiter
im Protokoll, „ist viel großer als eines der beiden Fenster mit denen
mein Kerker versehen war; es fällt durch Ersteres auch ein freyes
Licht, während die Hellung, die durch das Fenster meines Kerkers
eindrang, durch dafür verschlichtetes Holz verfinstert war. Als auf
ihr (der Kommission) Verlangen an der angebauten Kirche geläntet
ward, hörte ich unten im Keller den hellen Ton der Glocke voll—
kommen, daß ich aber in meinem Kerker nie ein dergleiches Geläute
gehört, habe ich bereits angegeben.“ Hier war also der Kaspar⸗
käfig nicht, und auch der zweite Keller (5) war „viel größer und
höher.“ Natürlich kam auch der Meßner heil davon. Kaspar konnte
„mit Verlässigkeit sagen, daß Schrey (ein kleiner, alter, gebrechlicher,
ichwacher Mann) durchaus nicht die entfernteste Aehnlichkeit mit
jenem Manne hatte, der ihn nach Nürnberg geführt.“ Sein Führer
doch war „breitschulterig, untersetzt, ungleich größer, hatte auch eine
ganz andere Stimme und Aussprache.“ Das mir vorliegende Proto—
koll ist von „Kaspar Hauser“ unterzeichnet worden.
Eberhardts und Schückings Pfaffentheorie haben wir im zehnten
Kapitel kennen gelernt, sie führt uns aber noch auf eine wirkliche
Kasparepisode. In einer kalten Mainacht des Jahres 1820 brachte
eine unbekannte Weibsperson von niederem Stande ein auf einer
An