Volltext: 1834-1884 (2. Band)

Kellerstudien. 
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auf einem Transport dahin doch wohl wenigstens einmal bemerkt 
haben, daß der Weg durch den Wald geht. Ich meine auch, daß 
der Boden auf meinem Transport nach Nürnberg ungleich sandiger 
und gelblicher war, als er in der ganzen Gegend ist, die wir durch— 
reist haben.“ Zweck der Reise war die Wohnung des Meßners 
Philipp Schrey auf Maria Hülf bei Neumarkt, wo 1) die untere 
Wohnstube, 2) die Küche samt daran befindlicher Kammer und 
Holzgewölbe, 8) der Keller im Hause, 4) die zur Kirche führende 
Sakristei, 5) der der Kirche gegenüber helegene Keller wiederholt (wie 
am 1. Dez. 1829) in Augenschein genommen worden sind. An J, 
2 und 4 hatte Kaspar keine Erinnerung, 3 hatte zwar Aehnlichkeit 
mit seinem Kerker, war aber „vielleicht noch einmal so breit.“ Auch 
war „der Fußboden von schwarzer Farbe, locker und feucht, während 
der Boden meines Kerkers dagegen von gelblicher Farbe, fest und 
durchaus trocken war. Das Fenster im Keller“, so heißt es weiter 
im Protokoll, „ist viel großer als eines der beiden Fenster mit denen 
mein Kerker versehen war; es fällt durch Ersteres auch ein freyes 
Licht, während die Hellung, die durch das Fenster meines Kerkers 
eindrang, durch dafür verschlichtetes Holz verfinstert war. Als auf 
ihr (der Kommission) Verlangen an der angebauten Kirche geläntet 
ward, hörte ich unten im Keller den hellen Ton der Glocke voll— 
kommen, daß ich aber in meinem Kerker nie ein dergleiches Geläute 
gehört, habe ich bereits angegeben.“ Hier war also der Kaspar⸗ 
käfig nicht, und auch der zweite Keller (5) war „viel größer und 
höher.“ Natürlich kam auch der Meßner heil davon. Kaspar konnte 
„mit Verlässigkeit sagen, daß Schrey (ein kleiner, alter, gebrechlicher, 
ichwacher Mann) durchaus nicht die entfernteste Aehnlichkeit mit 
jenem Manne hatte, der ihn nach Nürnberg geführt.“ Sein Führer 
doch war „breitschulterig, untersetzt, ungleich größer, hatte auch eine 
ganz andere Stimme und Aussprache.“ Das mir vorliegende Proto— 
koll ist von „Kaspar Hauser“ unterzeichnet worden. 
Eberhardts und Schückings Pfaffentheorie haben wir im zehnten 
Kapitel kennen gelernt, sie führt uns aber noch auf eine wirkliche 
Kasparepisode. In einer kalten Mainacht des Jahres 1820 brachte 
eine unbekannte Weibsperson von niederem Stande ein auf einer 
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