Die eingemauerte Nonne.
auf dem „sauber lithographierten“ Bilde, das in jeder Menschenbrust
jeden Zweifel niederzuschlagen bestimmt war, Büsche und Bäume
am 14. Dezember in ihrem schönsten Schmuck! Schon wieder
ein Kasperle-Wunder? „Dr.“ Frey fragt mit vollstem Rechte: „Was
sind alle Romane, alle Novellen, alle erdichteten Räuber- und Mörder—
geschichten gegen eine solche Begebenheit, die ihren Einzelheiten
nach an das Unglaubliche streift (wahrhaftig!), aber durch ihre em—
pörende Wahrheit selbst die herzloseste Gleichgültigkeit erschüttern
muß!“ Daß diese Missionäre des Hauserglaubens dem schwarzen
Mann oder Kaspar alles sagen lassen, was ihnen gerade in den
Kram paßt, versteht sich von selbst. Bei Frey läßt der Mörder
Kaspar vom Bureau herausrufen, begrüßt ihn als einen Bekannten
und sagt ihm, daß er ihm vieles von Nürnberg zu erzählen
habe (die Thonarten zogen nicht mehr)); bei Singer erwidert Kaspar,
er habe jetzt keine Zeit, da er zur Mahlzeit müsse. Von dieser
Propaganda haben wir jetzt wohl genug.
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Außerdem aber erschien 1834 noch allerlei Schauerlitteratur in
der Form kunstgerechter Romane, wie die „eingemauerte Nonne,“
das „Leben im Leichentuch.“ Da auch diese Produkte mit den
Hauserromanen von Binder, Feuerbach, Albersdorf und Daumer
hon gleichem Wert, und folglich von der Hauserclique mit richti—
gem Instinkt als Geschichtsquellen benutzt worden sind, so
geben wir hier eine Übersicht ihres Inhalts.
Scoper erzählt. Im Jahre 1807 wollte der Obrist Balthasar
»on Baumgardt, auf dem Landgut Kaltenwerder, seine 16 jäh—
rige Tochte Emmeline zwingen, den Schleier zu nehmen; denn sie
liebte den Ketzer Karl von,Blumenrode. Ein Entführungs—
versuch schlug fehl, und so wurde E. zu der grausamen Abtissin
Gisberta zu Hartheim geführt. Am Tage der Einkleidung aber war
Karl mit anderen Studenten hinter der Orgel der Klosterkirche ver—
steckt und zwang mit der Pistole einen Mönch, ihn mit der Novize
zu trauen. E. wurde evangelisch. „Als Karl eines Tages von seinen
Geschäften nach Hause zurückkehrte, hielt ihm Emmelina einen heiter
lachenden Knaben entgegen, der in der Taufe gleichfalls den Namen