Volltext: 1828-1833 (1. Band)

Non plus ultra! 
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Appellationsgerichtspräsidenten Feuerbach und des Kreisgerichtsrats- 
Accessisten Giehrl mit gutem Humor zu genießen. Der Accessist ist 
der bescheidenste und lehrt: 
„So viele Fremde oder Einheimische den Findling gesehen haben, 
alle waren sie in ihrem Urteile dahin einig, daß K. Hauser das 
unverdorbenste Geschöpf der Erde, daß er ein gutmütiger, 
an seinen Menschenrechten durch die unerhörteste Grausamkeit schwer 
verletzter Junge sei, dem Betrug oder Bosheit ganz fremde Dinge 
geblieben, und dem man einstimmig nichts Besseres wünscht, als daß 
er für seine unschuldig ertragenen, unaussprechlichen Leiden dadurch 
entschädigt werden möchte, daß man ihm eine sorgenfreie Zukunft 
bereite.“ 
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Daumer: „Das rührende Bild der reinsten Güte, welches Hausers 
Erscheinung in den ersten Zeiten gewährte, übertrifft alles, was 
von dieser Art die Phantasie sich erfinden könnte, und läßt 
sich in der Fülle seiner Lebendigkeit durch keine Beschreibung 
ausdrücken.“ „Er war so rein, wie das Licht.“ Daß der— 
selbe Zeuge aus derselben Zeit von dieser fleckenlosen Lichtnatur aus— 
sagte: allen Menschen mißtrauet er mehr oder weniger, 
ist eine Inkonsequenz, wie man solche einem deutschen Professor nach— 
sehen muß! 
Den folgenden Brief Feuerbachs, den er den 20. September 1828 
aus Ansbach an Elise von der Recke und ihren Freund Tiedge 
schrieb, wolle der Leser nur vom Anfang bis zum Schluß in Ge— 
danken unterstreichen. Denn an dieser Blume der Romantik ist so 
sehr alles Wohlgeruch, daß es undelikat wäre irgend etwas Be— 
sonders herauszustreichen. 
„Wie könnte ich mich wegen meines langen — langen Stillschweigens 
entschuldigen, wenn nicht Ihre gütige Nachsicht, verehrte Mutter Elise, und 
die Deinige, edler Vater Tiedge, mir verzeihend entgegen käme? Wenn ich 
auch noch so umständlich auseinandersetzte, wie ich in Arbeiten, Verdrieß— 
lichkeiten, Mißstimmungen, Krankheiten und andern dergleichen Hindernissen 
befangen gewesen (u. s. w.) Doch lieber zu dem armen Nürnberger 
Findling, dem guten Kaspar Hauser, an dem ich fortwährend amt⸗ 
lich und außeramtlich den innigsten Anteil nehme. Manches ist bei dieser
	        
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