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Kaspar, ungarischer Magnat.
mir viele Umstände. Sie werden in den einliegenden (27) Fragen
einige Momente finden, die mir näherer Prüfung zu bedürfen
scheinen . . . Ich bin durch diese Zweifel verhindert worden, meine
Uebersetzung des Werkes unseres Freundes Feuerbach in die Welt zu
schicken, indem es jetzt nach reifer Ueberlegung mir ganz unmöglich
zu sein vorkommt, daß alle die Umstände so waren, wie K. sie er—
zählte, und ich wünsche mehr Licht in der Sache . .. Wenn auch
K. viele Jahre hindurch der Natur und dem menschlichen Umgange
entzogen wurde, so hat es doch, wie ich jetzt überzeugt bin, nicht auf
die Art und unter allen den Umständen geschehen können, welche K.
vorgiebt.“ Aus Klübers Antwort vom 2. August verdient folgen—
des aufgehoben zu werden: „Ew. Herrlichkeit . . . In Ihrem
Schreiben und in den beigelegten 27 Zweifelsfragen (S Nr. 127
der bekannten 30 Fragen an Feuerbach), erkenne ich mit wahrem
Vergnügen (au!) abermal den unbestechlichen Forscher nach Wahr—
heit, huldigend meiner (auf dem kleinen Petschaft dieses Briefes
prangenden) Lieblings-Devise: Vitam impendere vero ... Die
Mutmaßung der ungarischen Abkunft scheint auf bloßer Täuschung
zu beruhen und nunmehr ganz entkräftet zu sein, auch nach den hier
beiliegenden ungarischen Sprachproben, die ich unserem Freund Feuer—
bach gesendet habe, und die nach seiner Meldung bei Kaspar ohne
Anklang geblieben sind!) . .. Die Täuschung der auf die Bahn ge—
brachten Spur von ungarischer Herkunft scheint mir weniger auf
Kaspars Rechnung gesetzt werden zu müssen, als auf jene anderer,
die von gut gemeintem Entdeckungseifer sich zur Verfolgung der leichten
Spur hinreißen ließen. Kaspars Irrtum scheint mir hier eben so
erklärbar als entschuldbar. Durch die häufigen Prüfungen, die mit
ihm angestellt wurden, durch das ewige Experimentieren und Fragen
über seine frühere Lage ist seine Phantasie aufgeregt — ist die Idee
) Klüber hat eine Auswahl von 50 sehr nützlichen magyarischen Wörtern
aus C. G. v. Arndt, Ursprung und Verwandtschaft der europäischen Sprachen,
Frankfurt 1818, S. 331393) nach Ansbach geschickt; ich hätte Feuerbachs Aus-
sprache hören und Kaspars Gesicht bei der „Probe“ sehen mögen. Man ver—
gleiche sein Benehmen (bei Hickel S. 90), als man in Ansbach die magyarischen
Reminiscenzen auf die ihr gebührende Musik, den Dudelsack, sette.