Der Rittmeister.
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Er hatte sich noch nicht lange ausgeruht, als er aus dem ersten
festen Schlaf aufgerüttelt wurde; denn abends um 8 Uhr herum kam
der Rittmeister mit seiner Gesellschaft, dem Lieutenant von Hugenpoet
(jpr. Hugenpoht) und dem Polizei-Aktuar Christoph Joachim Wilhelm
von Scheurl, von der Spazierfahrt nach Erlangen zurück. Merk
hatte indessen, wie das immer so zu gehen pflegt, mit den Kindern
des Rittmeisters über den unbekannten Schläfer geplaudert, der kein
Fleisch und Bier hätte genießen wollen, nicht gesagt, woher er sei,
u. s. w. Daher kam ein achtjähriges Töchterchen ihrem Vater schon
mit der Kinderweisheit entgegen gerannt: „Es ist ein wilder Mensch
in Deinem Stall, der ließ sich gar nicht abweisen.“ Man ging sofort
in den Stall und ließ „den Wilden“ wecken. Als dieser den Ritt—
meister erblickte, ging er lächelnd auf ihn zu (war der feste Schlaf
denn nur Verstellung gewesen?), spielte mit der Hand an jseinem
Portepee und sagte: „ein söchener möchte ich sein.“
Der Rittmeister fragte ihn, wie er heiße, und erhielt lin alt—
bayerischem Dialekt) die Antwort:
Mein Pflegevater hat mir befohlen, ich sollte nur sagen, ich
weiß es nicht, Euer Gnaden.“ Dabei zog er den Hut vom
Kopf und setzte hinzu: „Mein Pflegevater hat mir gesagt, ich soll
immer den Hut abziehen und Euer Gnaden sagen.“ Darauf machte
er eine Verbeugung.
Als er sein Anliegen vorbrachte, ein Reiter zu werden, wie sein
Vater gewesen, machte der Lieutenant die Bemerkung, daß er dafür
zu klein sei und nur Infanterist werden könne. „Na, ka Infanteris,
a söchener will ih wern.“
Merk überreichte dem Rittmeister indessen den Brief, den wir
gleichzeitig durchlesen wollen.
Zu den darin vorkommenden sprachlichen Eigentümlichkeiten ist
im allgemeinen noch zu bemerken, daß der hier so häufig vorkommende
Ausdruck selber (selbst) unserem Helden stets geläufig geblieben ist.
Außer den gewöhnlichen grammatischen Fehlern Verwechselung von das
und daß, den, dem und denn, großen und kleinen Buchstaben u. s. w.)
hat er in den Übungen für seinen ersten Lehrer (Daumer 1832, J,
S. 40 und 41) die hervorstechenden Verstöße des Briefes, — wie