Volltext: 1828-1833 (1. Band)

Merk. 
Der Bursche nahm jetzt mit einer Hand den Hut ab, griff mit der 
anderen in die Rocktasche und zog seinen Brief hervor. Der Korporal 
las die Adresse, der Thorexaminator aber wies mit dem Arm aufs 
Thor und rief „grade hinein“, in die Neuthorstraße nämlich, wo der 
Rittmeister Friedrich von Wessenig im schwarzen Kreuz wohnte. Der 
Bursche folgte dieser Anweisung, schritt allein durchs Neuthor, Weick— 
mann aber schlug die entgegengesetzte Richtung gegen die Weiden— 
mühle ein. 
Gegen sieben Uhr wurde an der Hausthüre des Rittmeisters ge— 
geschellt. Der Reitknecht Johann Math. Merk kam aus dem Stalle, 
und unser Bursche zeigte ihm den Brief mit den Worten: „daß er 
hieher an das Haus gewiesen worden sei, und ein solcher Reiter 
werden möchte (e' séchene' — ein solch einer — reide' möcht ih 
wahn), wie sein Vater gewesen.“ 
Als Merk ihn erst näher ausfragen wollte, wo er her sei u. s. w. 
erhielt er keine andere Aufklärung als „das weiß ich nicht“ (voas ih 
niti). Der Rittmeister war aber nach der Erlanger Kirchweihe. 
Mit Rücksicht auf die Ermüdung des Fremden, der auf seine Füße 
deutete, und auf den für den Rittmeister bestimmten Brief nahm 
er den Gast mit in den Stall. Als der Bursche die Pferde' sah, 
sagte er: 
„Es waren fünf solche (söchene) dort, wo ich gewesen bin,“ 
Pferde nannte er „Roß“.?) 
„Wir haben lange miteinander gesprochen“, hat Merk später 
vor Gericht ausgesagt. „Er sagte, daß er nicht wüßte, wo er her— 
käme, und hat darüber geweint; ferner sprach er deutlich, daß er Tag 
) Diese wenigen Worte reichen schon aus, auf die Heimat des Sprechers 
zu weisen, denn er sagt: möcht ih wähn, und nicht wie ein Nürnberger oder 
ein Südfranke: will J wer'n, noch als Nordfranke oder Thüringer: will J 
wer'r, noch als Oberpfälzer oder aus der Gegend vom Unterdonaukreise: will 
J ween. „Weiß nicht“ wäre schwäbisch Wois net, fränkisch Waß nit, alt— 
bayerisch aber Woas nit. So schon, mit Berufung auf Schmellers Mundarten 
Bayerus (1821), bemerkt von H. v. Lang 1834. 
2) Das Wort Pferd werden in Altbayern gemeine Leute unter sich nicht 
leicht gebrauchen, sowie es anderwärts durch Gaul ersetzt wird. Schmeller 
unter dem Worte Roß.
	        
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