Volltext: 1828-1833 (1. Band)

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Der schwarze Mann. 
über Kaspar Hauser) das Bedenken, wenn er ein so feines Geruchs— 
organ hätte (wieviel er durch die spanische Wand hindurch vom Abtritt 
aus gesehen hat, wissen wir), so könnte „er auch den Unbekannten, 
wenn derselbe in der Nähe oder gar im Hause versteckt war, gar 
füglich gerochen haben.“ Gleich darauf sagte er dem Grafen 
Stanhope, dieses wäre wirklich der Fall gewesen. Die Zu— 
springerin Margarethe Stengel, bei der sich vier Tage nach dem 
„Mordversuche“ ein Herr erkundigt haben soll „ob der, welcher ge⸗ 
schlagen (() worden, gestorben sei“ — sah bei diesem mystischen 
Frager nicht bloß „gewichste Stiefel am Leibe“, sondern auch einen 
weißledernen Handschuh an, den zweiten in der linken Hand, und 
am Zeigefinger der rechten Hand einen großen goldenen Plattenring. 
Diesen Ring wollte Kaspar, wie er nachträglich Hickel und Stanhope 
erzählte, „unter dem Handschuh“ bemerkt haben. 
Die unsinnigste Richtigstellung aber, die falsche Richtung des 
Hauteinschnittes, habe ich für den Schluß dieses Kapitels aufbewahrt. 
Daumer ließ 1832 folgende verrückte Darstellung des „Mordversuchs“ 
dyucken* 
„In meine Wohnung führte damals bis zur Treppe an einer 
Holzkammer vorbei ein langer im Winkel laufender Gang; unter 
der Treppe befindet sich ein Abtritt, vor welchem eine spanische Wand 
stand. Als sich Hauser vor elf Uhr vormittags in diesem Abtritte 
befand, hörte er die ungefähr zwanzig Schritte weit entfernte Thüre 
der Holztammer öffnen, darauf leise die daneben befindliche Haus— 
glocke ertönen. Der Mörder hatte offenbar in der Holzkammer ge— 
lauert, wahrscheinlich um, wenn Hauser um elf Uhr, wie er pflegte, 
eine Lehrstunde zu besuchen ginge und vor der Holzkammer vorbei— 
käme, ihm entgegen zu stürzen. Ich aber hatte ihm für diesen Tag 
iene Lehrstunde erlassen; ein glücklicher Umstand, da sonst Hauser 
wohl zum Tode getroffen worden wäre. Der Mann scheint nun 
Hauser auf den Abtritt gehen gehört und danach seinen Plan ge— 
i) Im April 1886 las ich zu Ansbach in Kaspars eigenhändiger Rechnung 
über die Einnahmen und Ausgaben meiner Haushaltung für das Jahr 1831,32 
Blatt 4 Rückseite): „Für Anschaffung eines Werkes betitelt K. H. von Schmidt v. L. 
zum Gebrauch des Herrn Grafen St. 27 22.“ Sept. 1832
	        
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