Volltext: 1828-1833 (1. Band)

156 
Der schwarze Mann. 
Tage ärger; gleich als er am Sonnabend aufwachte, befiel es ihn 
mit der größten Stärke, und höchst schmerzhaft wurde ein grabendes 
Gefühl in der Brust. Nicht lange vor der Begebenheit klagte er 
mir Unwohlsein und bat um Erlaß einer Lehrstunde“ u. s. w. Denn 
die Geschichte des Durchfalls wegen einer viertels Nuß (S. 142) 
kennen wir schon. Noch schlimmer ist es aber, daß Daumer den 
wirklichen Vorgang am berühmten Samstag Morgen (Merker 1885, 
S. 239) verschwiegen hat. Auch v. Rumpler suchte man eine 
Prophezeiung aufzuhalsen, er sagte aber aus: „Ich bezeuge bei 
meinem Eide, daß K. H. weder irgend eines Gegenstandes, der ihn 
beängstigt hätte, geschweige denn von einem schwarzen Manne ge— 
sprochen hat.“ Und doch erhielt Kaspar eine Schutzwache ) von zwei 
Polizeisoldaten, die ihn überall zu begleiten hätten, und diese wurde 
erst am 4. März 1831 um einen Mann vermindert. Die Hauptsache 
aber war eine Verfügung des Appellhofes zu Ansbach vom 27. Ok— 
— Stadtgericht N.urnberg, um „wegen 
des an dem angeblichen Kaspar Hauser höchst wahrscheinlich verübten 
Verbrechens der widerrechtlichen Gefangenhaltung die 
Generaluntersuchung zu eröffnen.“ Insbesondere wurde „der In— 
quirent darauf aufmerksam gemacht, daß der Mordversuch an H. 
allem Vermuten nach mit der früheren unmenschlichen Behandlung 
desselben in dem innigsten Zusammenhange steht, und daß 
daher eine sorgfältige Vergleichung der bezüglich des Mordversuchs 
vielleicht jetzt schon erhobenen Thatsachen mit den auf die frühere 
That sich beziehenden Umständen ohne Zweifel Licht in die Sache 
derbreiten und auf die zweckmäßige Leitung der Untersuchung von 
großem Einflusse sein wird. Es ist durch Kommunikation mit dem 
1) Ein Dr. Schedel aus Pest, der, ohne von irgend jemand im Hause gesehen 
worden zu sein, Kaspar am 26. September 1829 auf seinem Zimmer besucht hatte, 
ichrieb drei Wochen nach dem „Mordversuche“ zu Berlin einen Bericht darüber 
an die Pester Zeitung. „Er beschreibt höchst genau die OHrtlichkeit des Daumerschen 
Haufes und gesteht, daß er dadurch für die Sicherheit Hausers besorgt geworden 
sei.“ Diese Angst hätte der Professor denn nur früher und zwar sofort in Nürn— 
berg äußern sollen! Jetzt bewies seine Erzählung bloß, daß in N. selbst weder 
Daumer noch Kaspar besorgt waren, sür das Publikum aber war nun der Mord⸗ 
versuch natürlich er wiesen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.