4
werden, Prinzessinnen besonders sollen dagegen eine große
Abneigung haben. Stephanie aber ließ klugerweise die
Ermahnungen der Rémusat über sich ergehen. In
ihren Mémoiren hinterließ die Palastdame die folgenden
Zeilen:
„Die Prinzessin empfing mich sehr freundlich; sie
hörte mir ruhig zu, als ich ihr vorstellte, wie sehr sie
durch ihr Benehmen ihre Zukunft compromittire, wie sehr
ihr Pflicht und Interesse gleichzeitig riethen, mit dem
Prinzen, ihrem Gemahl sich gut zu stellen; ich bemerkte
ihr, daß aller Wahrscheinlichkeit nach in Deutschland Leicht—
fertigkeiten, welche man ihr in Paris vielleicht verziehe,
übel genommen werden würden: sie möge doch ja keine
Veranlassung zu übler Nachrede, mit der man so schnell
bei der Hand wäre, geben u. s. w“*).
Die Prinzessin gab in einem zunächst etwas gleich—
gültigen Tone eine gewisse Unbesonnenheit in Bezug auf
ihr bisheriges Verhalten zu, erklärte auch, sie bedaure den
Vorfall im Ballsaal, fügte aber hinzu, man dürfe mit ihr
deßwegen auch nicht allzu streng zu Gerichte gehn; sie
habe doch nicht im Entferntesten daran gedacht oder gar
die Absicht gehabt, etwas Schlechtes zu thun. Man thäte
Unrecht, ihr Etwas als Verlockungen einer Kokette auszu
legen, was doch bei ihr nur auf den Wunsch, sich zu
amüsiren, zurückzuführen wäre.
x Mad. de Rémusat: „Mémoires“ III. 246
—
ã