I. Teil.
We erdegang.
Paul Anselm v. Feuerbach ist geboren am 14. No-
vember 1775. Seine philosophische Entwicklung beginnt‘ mit
dem Anfang seiner „Freiheit, Ichheit und Selbständigkeit“.
Und dieser Anfang ist bei ihm scharf markiert durch die Flucht
des 16 jährigen aus dem Elternhause zu Frankfurt.
Zerwürfnisse mit seinem etwas seltsamen Vater, dem
Dr. jur. Feuerbach, der als Zerrbild des Vaters Goethe galt,
hatten ihn daraus vertrieben. Da er das Gymnasium seiner
Heimatstadt bereits hinter sich hatte, bezog er die Universität.
Seine Wahl fiel auf Jena, in dessen Nähe — zu Hainichen —
er geboren war.
(Bei seiner Tante fand er Aufnahme.*)
Diese Wahl war von grösster Bedeutung für Feuerbachs
philosophische Entwicklung. Denn Jena nahm in jenen Tagen
eine ebenso glänzende wie exceptionelle Stellung unter den
deutschen Universitäten ein. Wurde doch hier diejenige Philo-
sophie gelehrt, der in Deutschland damals noch der grösste
Teil der Katheder unzugänglich war: Jena war damals eine
„Hauptfestung des Kantianismus‘“. Und dort erschien Niet-
hammers „philosophisches Journal einer Gesellschaft deutscher
Gelehrten‘, sowie der „deutsche: Merkur‘‘, dessen bedeutend-
ster Mitarbeiter Reinhold, der erste Publizist und Interpret
von Kants Lehren, gewesen war. Und dort lehrte auch Hufe-
land, lehrte endlich unser grosser Dichter Schiller.
!) Anm.: Seine Mutter war eine Tochter des Jenenser Kommerzienrates
Kraus, eine Enkelin des berühmten Juristen Joh. Salomon Brunquell. (Leben
and Wirken, I. S. 16).
Fleischmann, Anselm v. Feuerbach,
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