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Auf dem Luginsland.
schlossener wurde. Die Leute gingen so klug wie sie kamen, ver—
suchten aber das Rätsel des fehlenden Taufscheines selbst zu lösen.
Zuletzt wußte der Bursche von seiner ersten Kindheit an bis zu
seiner Ankunft in Nürnberg gar nichts! Folglich sei er lebens—
länglich „eingesperrt“, ja sogar von der Menschenwelt „abgesperrt“
gewesen, folglich sei er ein „Tiermensch“, folglich verstehe er über—
haupt keine Sprache, folglich fehlen ihm alle Begriffe, folglich
wäre er ein als ein erwachsener Jüngling geborener Säugling, folglich
und das ist die Hauptsache — war er „eine Sehens⸗
würdigkeit“. Zu den „gemütlichen“ Schändlichkeiten der vergangenen
Zeit gehört das Vorzeigen und Reizen von Irrsinnigen durch ihre
Wärter zur Zeit der Kirchweihe. Einer solchen Gemeinheit wurde
auch Kaspar ausgesetzt. Der Schutzmann Blaimer mußte ihn vom
27. Mai an täglich ausführen und insonderheit an öffentliche Plätze
begleiten, man benutzte aber diese Gelegenheit, um ihn auch in
Kneipen herumzuführen, wo dem „Tiermenschen“ Schnupftabak auf—
gedrungen, Schnaps statt Wassers dargereicht, und sonstige Pöbeleien
verübt wurden. Das dumme Angaffen und Ausfragen mußte der
Gefangene über sich ergehen lassen: er brauchte sich seinerseits bloß
passiv zu verhalten, der geschäftige Klatsch arbeitete sich einen ver—
wahrlosten Tiermenschen aus der zuchtlosen Phantasie heraus. Was
aber sein täglicher Umgang, der Gefängniswärter Hiltel und der
Polizeisoldat Blaimer vor Gericht mitgeteilt und beschworen haben,
das spielt noch mit nichts in den Hausermythus hinüber. Hiltel
erzählte: „Hausers liebster Umgang war mit meinen Kindern. Er
hatte einen guten, mächtigen Verstand. Er erlernte alles gleich und
vergaß es so leicht nicht wieder, selbst sogar im Klavierspielen hat
er gute Fortschritte gemacht; er fing nach erhaltenem dreitägigen
Unterricht schon an, ein kleines Stückchen (aus dem Freischütz) zu
spielen; er hat mir durch seine Gutmütigkeit und Gelehrigkeit so sehr
gefallen, daß ich ihn gar nicht aus meinem Hause gelassen, wenn ich
nicht selbst mit acht Kindern versehen gewesen wäre. Seine Füße
waren bei seiner Ankunft wohl nicht wund, jedoch sehr angelaufen,
da seine Stiefel ganz enge waren. Die erstere Zeit saß er etwas
gebückt und sowohl auf der Bank, wie auf dem Boden, zog er seine