Metadaten: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1916 (1916 (1919))

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Luther ist durchaus nicht von aller Schuld freizusprechen, 
dass Karlstadt und Müntzer auf ihre abschüssige Bahn gedrängt 
wurden. Indem Luther die Bibel für die einzige Grundfeste des 
Glaubens erklärte, machte er zugleich seine subjective Auslegung 
derselben als die allein richtige geltend und verfuhr höchst des- 
potisch gegen Andersdenkende, welche dasselbe Recht beanspruch- 
ten. Solange Luther in Karlstadt seinen ergebenen, ja untergebenen 
Kampfgenossen sah, liess er ihn gewähren; sobald aber Karlstadt 
auf Grund der Berechtigung der subjectiven Auslegung eine eigene, 
von Luther unabhängige Meinung geltend machen wollte, verführ 
Luther höchst schroff und hart gegen seinen ehemaligen Freund. 
Karlstadt beklagt sich gegen Luther: „Ihr bandet mir Hände und 
Füsse, darnach schlugt ihr mich. Denn war das nicht gebunden 
und geschlagen, da ihr allein wider mich schreibt, druckt und 
prediget, und verschafft, dass mir meine Bücher aus der Druckerei 
genommen und mir zu schreiben und zu predigen verboten ward.“ 
Auch Müntzers Schrift „Deutzsch kirchen ampt“ erschien gegen 
Luthers Willen. In seiner schon genannten Schutzrede erklärt 
Müntzer, „dass er (Luther) bey seinen Fürsten zuweg brachte, 
dass mein ampt nicht solte in Druck gehen, da nun des Witten- 
bergischen Papst Gebot nicht geachtet ward, gedachte er. harre, 
der Sache will wol rathen.“ 
Luther hielt es für einen Eingriff in seine Rechte, als Karl- 
stadt und Müntzer ohne sein Vorwissen und ohne seine Geneh- 
migung Veränderungen im Gottesdienste vornahmen. Daher be- 
hielt er lieber die von diesen und andern abgeschafften Gebräuche, 
z. B. Elevation, Exorcismus, Lichter, Oblaten, Messgewänder u. s. w. 
bei, nicht weil er sie für unentbehrlich hielt, sondern weil jene 
Männer ihm hierin zuvorgekommen waren. Daher sagt er sogar: 
„Wiewol ichs vor hätte, das Aufheben (die Elevation) abzuthun, 
so will ichs doch nun nicht thun, zu Trotz und wider noch eine 
Weile dem Schwärmergeist, weil ers will verboten und als eine 
Sünde gehalten, und uns von der Freiheit getrieben haben. Denn 
ehe ich dem seelmörderischen Geist wolte ein Haar breit oder 
einen Augenblick weichen unsere Freiheit zu lassen, ich wolte 
eher morgen so ein gestrenger Mönch werden, und alle Klosterei 
so fest halten, als ich je gethan habe.“ 
Luthers Feindseligkeit ging so weit, dass er in der- Vorrede 
zu „Justi Menii Buch vom Geist der Wiedertäufer“ sagt: „So 
ists ja gut rein deutsch, dass man nicht sagen kann, es sei nicht 
deutlich oder verständlich genug geredet: gleichwie die Wieder- 
täufer und die Sacramentsfeinde so schändlich deutsch reden, dass 
nicht allein ihre Theologia, sondern auch ihre Rede nicht wol zu 
verstehen ist, denn Gott schickt es zu unserer Zeit, dass der 
Teufel muss nicht gut deutsch reden, wie Karlstadt 
und Zwingli musten reden, dass mirs grosse Arbeit machte, 
ihre Rede zu verstehen.“ 
So ging auch Luther, der von dem Verhör der drei Maler 
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