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Frauenkirche,
gegliederten Giebelwand des Hauptschiffes gleichsam heraus-
wachsend, der vierstöckige feine und zierliche Glockenturm,
welcher leider immer noch statt der ursprünglichen gotischen
Spitze eine verunstaltende Blechhaube trägt.
Tritt man in das Innere der Kirche, so wird man
förmlich geblendet durch die überwältigende Farbenpracht
der durch den Dekorationsmaler Georg Loosen nach Ent-
würfen Dr. Essenweins in altdeutscher Weise ganz ausge-
malten Kirche und der vom Glasmaler Hans Klaus her-
gestellten Fenster. — Die Vorhalle, das Paradies, enthält
wiederum reichsten polychromen Bilderschmuck nicht nur im
Bogenfelde des Portals, sondern auch in den Hohlkehlen der
Laibungen, an den Wänden und Gewölberippen, darunter
die. Geburt Christi, die Anbetung der drei Könige, die Dar-
stellung im Tempel, Zacharias und Elisabeth, Maria und
Joseph, Märtyrer, Propheten, Engel und Sibyllen.
Das Schiff der Kirche wird von vier Säulen getragen,
welche mit den Bildern der Apostel und Kirchenväter bemalt
sind; :die früheren Emporen sind glücklich entfernt. Die
Fenster zeigen, in spätgotischer Zeichnung unter den von
charakteristischem Rankenwerk gebildeten Baldachinen die
Kreuzwegstationen nach Entwürfen des Prof. J. Klein in
Wien. Die alten aufgedeckten Wandmalereien sind: von
Dr. Essenwein ergänzt, vom Maler Loosen neu aufgemalt
worden und zeigen grosse Schönheit. — Der Triumphbogen
zwischen Chor und Schiff enthält eine sehr schön geschnitzte
Kreuzigungsgruppe vom Bildhauer Ziegler in‘ Nürnberg. —
Der linke Nebenaltar hat als Altarbild das dem früheren
Hauptaltar der Frauenkirche entnommene,‘ 1385 von der
Familie Tucher in die Karthause gestiftete Zryptichon, die
Verkündigung, Kreuzigung und Auferstehung darstellend,
dessen ursprüngliche, stark übermalte Figuren durch sorg-
fältigste Restaurierung des Konservators Hauser in München
wieder vorgefunden wurden und grosse Schönheit aufweisen.
Mit Ausnahme diesses Bildes ist dieser Altar wie, auch der
rechtsseitige Marienaltar, welcher unter einem Säulenbaldachin
eine Madonna; wahrscheinlich von Veit Stoss um 1480 ge-
schnitzt, enthält, in der Kunstanstalt von Stärk und Lengen-
felder neu angefertigt worden, aus welchem Atelier auch
das Meisterwerk des neuen Hochaltars stammt, einer Haupt-
zierde der Kirche nach einem Entwurfe Dr. Essenweins,
Von demselben sind auch die Zeichnungen zu den drei Chor-
fenstern, welche in brillanter Farben- und Lichtwirkung die
täuschendste . Aehnlichkeit mit: alten Glasgemälden zeigen.